Haare verraten das Risiko |
07.09.2010 14:33 Uhr |
Von Bettina Sauer / Chronischer Stress lässt sich per Haaranalyse bestimmen und dadurch Hinweise auf das Herzinfarktrisiko eines Menschen gewinnen. Das berichten Forscher um Gideon Koren von der University of Western Ontario im kanadischen London in der Online-Ausgabe des Fachjournals »Stress« (Doi: 10.3109/10253890.2010.511352).
Demnach entdeckte das Team in den Haarproben von Herzinfarkt-Patienten eine deutlich erhöhte Konzentration von Cortisol. Dieses wird bekanntermaßen als Reaktion auf akuten Stress ausgeschüttet und lässt sich im Blut, Urin oder Speichel nachweisen. Allerdings fallen dort die Spiegel nach dem Ende des Stressreizes schnell wieder ab.
Haare speichern das Stresshormon Cortisol langfristig. Anhand einer Haaranalyse ließe sich das Herzinfarktrisiko abschätzen.
Foto: Fotolia/Sokolovsky
Dagegen scheinen die Haare das Stresshormon, ähnlich wie die Droge Cocain, langfristig zu speichern, wie Koren und Kollegen nun berichten. Für ihre Studie analysierten sie jeweils 3 cm lange Haarproben von 56 Männern, die wegen eines Herzinfarkts intensivmedizinisch behandelt wurden. Als Kontrolle dienten gleich lange Haarproben von 56 Männern, die aus anderen Gründen im Krankenhaus lagen.
Da Haare pro Monat um etwa 1 cm wachsen, erhofften sich die Forscher Aufschluss über die Stressbelastung der letzten zwölf Wochen. Tatsächlich fanden sich bei den Herzinfarkt-Patienten deutlich höhere Cortisolkonzentrationen (im Mittel 295 ng/g) als in der Kontrollgruppe (im Mittel 225 ng/g).
Zudem zeigten weiterführende Auswertungen, dass die Cortisolmenge das Herzinfarktrisiko stärker erhöht als andere bekannte Risikofaktoren, nämlich Diabetes, Bluthochdruck, erhöhte Cholesterinspiegel, Übergewicht, Rauchen und bereits erlittene Herzinfarkte. Die Forscher hoffen, dass sich nun eine Routinemethode entwickeln lässt, um gefährdete Menschen frühzeitig erkennen und dann Maßnahmen zum Stressabbau einleiten zu können. /