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Chinoxaline

Möglicher Ansatz gegen Ebola

30.08.2016  14:49 Uhr

Von Annette Mende / Wissenschaftler haben einen neuen Ansatz identifiziert, um Infektionen mit RNA-Viren zu bekämpfen: sogenannte Austritt-Inhibitoren, die die Viren nach der Vermehrung in einer Wirtszelle daran hindern, diese zu verlassen.

 

Diese könnten eine Therapie bei diversen Virusinfektionen ermöglichen, darunter Ebola, Marburg- und Lassafieber. Es handelt sich um niedermolekulare Verbindungen, sogenannte small molecules, mit einem Chinoxalin-Heterozyklus, genauer gesagt Chinoxalin-2-Mercapto-Acetylharnstoff-Analoga. Das berichtet die Gruppe um Marie Loughran vom Fox Chase Chemical Diversity Center in Doylestown, USA, im Fachjournal »Bioorganic & Medicinal Chemistry Letters« (DOI: 10.1016/j.bmcl.2016.06.053).

 

RNA-Viren bringen ihre Wirtszellen mithilfe bestimmter Proteine dazu, sie nach erfolgter Replikation freizusetzen. Diese Interaktion zwischen dem Virus und der infizierten Zelle bezeichnen die Autoren als Achillesferse im Lebenszyklus von RNA-Viren, bietet sie doch einen Ansatzpunkt für eine pharmako­logische Intervention. Im Fall der Filoviren Ebola und Marburg ist es das Matrix­protein VP40, das an das Protein NEDD4 der Wirtszelle bindet und so die Knospung und den Austritt der Viren einleitet.

 

Um ein Molekül zu finden, das diese Interaktion unterbindet, screenten die Forscher am Computer 4,8 Millionen chemische Verbindungen, bis sie fündig wurden. Die identifizierte Substanz entwickelten sie weiter und konnten so die Hemmwirkung auf den Austritt von Ebola-Viren noch um das 30-Fache verbessern. Tests mit menschlichen Zell­linien im Labor ergaben keine Hinweise auf eine Toxizität. Versuche mit ebola­infizierten Zellen und später dann mit infizierten Tieren stehen noch aus.

 

Die Autoren sind zuversichtlich, mit den Austritt-Inhibitoren eine neue Klasse von Virustatika gefunden zu haben. »Wir postulieren, dass der notfallmäßige Einsatz dieser Wirkstoffe während eines Ausbruchs die Ausbreitung der Viren in infizierten Personen verhindern würde. Dadurch würde die Krankheitsprogression verlangsamt und das Immunsystem hätte mehr Zeit, die Infektion zu bekämpfen«, sagt Koautor Dr. Jay Wrobel in einer begleitenden Pressemitteilung. /

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