Der studentische Blickwinkel |
25.08.2014 11:20 Uhr |
Von Daniela Kolberg, Brüssel / Eine Veranstaltung der europä-ischen Vereinigung von Pharmaziestudenten (EPSA) in Brüssel stand im Fokus von mobile Health (mHealth). Zur Entwicklung eines Meinungsbildes der Pharmaziestudenten, startete EPSA eine europaweite Umfrage. Aus den 157 Antworten aus 23 Ländern wurde ein Meinungspapier erstellt, welches am Anfang der Diskussion im Europäischen Parlament vorgestellt wurde.
Die Pharmaziestudenten Europas sind sich einig, dass die mHealth den Patienten, den Studenten der Gesundheitswissenschaften und den in Gesundheitsberufen Tätigen vielerlei Nutzen bringen wird. Sie kann helfen, medizinische Informationen in Echtzeit abzurufen und die Therapietreue, zum Beispiel durch Erinnerungsfunktionen, zu erhöhen. Der Patient kann darin bestärkt werden, eine größere Kontrolle seiner Gesundheit zu übernehmen.
Zukünftig soll sich mHealth in die Richtung der personalisierten Gesundheitsfürsorge entwickeln und helfen, chronische Patienten zu überwachen, den Zugang zu Fachkräften und Fachwissen zu erleichtern und die Nachsorge zu verbessern. Insgesamt muss aber klar sein, dass eine Gesundheitsanwendung den persönlichen Kontakt zum Heilberufler niemals ersetzen, sondern ihn nur unterstützen kann.
Sorgen bereitet den Studenten auch, dass der Patient mit falscher oder nicht evidenzbasierter Information in Kontakt kommen kann oder dass die Anwendungen schlichtweg nicht benutzerfreundlich gestaltet sind – sei es aufgrund der Menüführung oder dem Niveau der wissenschaftlichen Sprache. Die Gesundheit des Patienten könne hiermit sogar gefährdet werden.
Apps auf Qualität prüfen
Die Pharmaziestudenten Europas sind der Meinung, dass alle Informationen, die mHealth-Apps geben, immer erst durch einen Gesundheitsexperten auf Qualität geprüft werden sollen. Dies sollte sich auch politisch in den noch aufzustellenden Regularien niederschlagen. Der Gesundheitsberufler soll zudem darüber informiert bleiben, welche Anwendungen der Patient benutzt, sodass die Therapie bestmöglich unterstützt und der Patient auf Nutzen und Interpretation der selbigen trainiert werden kann.
Für eine Weiterentwicklung der mHealth zum Wohle und zur Sicherheit der Gesellschaft ist es essenziell, dass interprofessionell zwischen den einzelnen Gesundheitsberufen diskutiert und zusammengearbeitet wird.
83 Prozent der befragten Studenten haben innerhalb ihres Curriculums keine Informationsveranstaltung zum Thema mHealth, obwohl neun von zehn sich das wünschen. Darüber hi-naus wäre die Hälfte der Studenten dafür offen, dass es Pflichtveranstaltungen zu diesem Thema an ihren Universitäten geben würde. Auch für das eigene Lernerlebnis und zur Vorbereitung auf Examina spielen mHealth-Applications bereits jetzt eine wichtige Rolle für Studenten aller Gesundheitswissenschaften.
App als Zusatzwerkzeug
Zusammengefasst soll mHealth ein Werkzeug für Gesundheitsberufler sein, das auf der einen Seite die Compliance und die Sicherheit der Patienten erhöht, aber auf der anderen Seite auch die Beziehung zwischen dem Heilberufler und dem Patient verstärkt. So sollte also eine Balance gefunden werden zwischen Interaktion von Mensch und Technologie und zwischenmenschlichem Kontakt. Die Studenten glauben, dass mHealth ein bedeutender Teil von sicherer und effektiver Gesundheitsfürsorge sein wird. Aber nur solange Gesundheitsberufler stark in die Entwicklung eingebunden und darin geschult werden, wie diese Anwendungen am besten in die tägliche Arbeit mit den Patienten zu integrieren sind.
Nach den Einschätzungen aus der Politik und von Vertretern der pharmazeutischen Industrie bei der Veranstaltung im europäischen Parlamentsgebäude, kamen auch Stimmen aus dem studentischen Auditorium. Es fiele doch heutzutage bereits in das Aufgabengebiet eines Apothekers, die Compliance und die Adhärenz des Patienten zu verbessern. Wenn die Möglichkeiten der mHealth den Apotheker hierbei unterstützen könnten, dann müsse unser Berufsstand da sofort mitgehen, gab ein Student seine Einschätzung.
Anschluss nicht verpassen
Die Rolle des Apothekers werde sein, den Patienten kompetent zu beraten über die Sinn- und Unsinnhaftigkeit der Geräte und Applikationen. Er müsse dem Patienten klar machen, bis zu welchem Grad er die Services von mHealth in Anspruch nehmen könne und wann ein Apotheker oder gar ein Arzt involviert werden müsse. Der Patient müsse bei der Beratung durch den Apotheker verstehen, welchen zusätzlichen Nutzen ein persönliches Gespräch mit dem Gesundheitsberufler für seine Gesundheit habe, waren sich die Studenten einig.
Wenn wir diesen Schritt zu mHealth verpassten, würden wir sehr wahrscheinlich eine ganze Generation an Patienten in die gesundheitliche Unmündigkeit verlieren, lautete ein Resümee. /