Variante erhöht Migränerisiko |
31.08.2010 17:27 Uhr |
dpa / Ein internationales Forscherteam hat eine DNA-Variante entdeckt, die das Risiko für Migräne erhöht. Von der Analyse, die auf der Untersuchung von 50 000 Probanden beruht, erhoffen sich die Wissenschaftler neue Einsichten in die Auslöser von Migräneattacken und damit neue Behandlungsansätze.
Das Team um Aarno Palotie vom britischen Wellcome Trust Sanger Institute stellt das Migräne-Gen im Fachblatt »Nature Genetics« vor. Zuvor waren bereits Gene gefunden worden, die im Zusammenhang mit seltenen und extremen Migräneformen stehen. »Zum ersten Mal ist es uns gelungen, das Erbgut Tausender Menschen genauer in Augenschein zu nehmen und genetische Aufschlüsse zu finden, um die gewöhnliche Migräne zu verstehen«, sagte Palotie.
Ein Glutamat-Überschuss an Synapsen könnte zur Entstehung von Migräne beitragen.
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Das internationale Forscherteam verglich in einer genomweiten Assoziationsstudie die Erbgut-Informationen von 2731 Migränepatienten mit denen von 10 747 Gesunden. Dabei stellten sie fest, dass eine bestimmte DNA-Variante, ein sogenannter SNP (single nucleotide polymorphism), bei den Migränepatienten gehäuft auftrat. Diese Variante liegt zwischen den Genen PGCP und MTDH/AEG-1 auf Chromosom 8. Ein weiterer Vergleich von 3202 Migränepatienten mit 40 062 Gesunden bestätigte diese Assoziation. Insgesamt scheint die Variante rs1835740 das Migränerisiko um etwa 20 Prozent zu erhöhen. Sie verändert den Forschern zufolge die Aktivität des MTDH/AEG-1-Gens, das wiederum die Aktivität des EAAT2-Gens reguliert. EAAT2 ist ein wichtiger Glutamattransporter, der den Neurotransmitter aus dem synaptischen Spalt eliminiert.
Der Migräne-Kopfschmerz wird der Studie zufolge möglicherweise von einem Glutamat-Überschuss an den Synapsen und einer entsprechenden Übererregbarkeit der Neurone ausgelöst. Dies böte einen möglichen neuen therapeutischen Ansatz. Weitere Studien seien nötig, um zu untersuchen, inwiefern der SNP die beiden flankierenden Gene beeinflusst. Zudem müsse man in weiteren genomweiten Assoziationsstudien mit anderen Probanden nach weiteren genetischen Faktoren suchen. Die Migräne-Patienten dieser Untersuchung wurden hauptsächlich in spezialisierten Kopfschmerz-Kliniken rekrutiert und repräsentieren daher vermutlich eine Gruppe von Patienten mit starken Beschwerden. /