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Migräne

Mit Kombinationen gegen Attacken

31.08.2010  11:50 Uhr

Von Christina Hohmann / In der Behandlung von Migräneattacken kommen drei Gruppen von Medikamenten zum Einsatz: Antiemetika, Analgetika und spezifische Migränemittel. Kombinationen von Präparaten bieten zum Teil Vorteile gegenüber Monotherapien.

Pulsierende, pochende Kopfschmerzen, meist auf einer Seite des Kopfes – dies ist das typische Anzeichen einer Migräneattacke. Hinzu kommen häufig noch Übelkeit, Erbrechen, Licht- und Lärmempfindlichkeit. Die Schmerzen zu beenden, ist wichtigstes Ziel der Betroffenen. »Die Akuttherapie ist für sie der bedeutendste Teil der Migränetherapie«, sagte Dr. Axel Heinze von der Neurologisch-verhaltensmedizinischen Schmerzklinik Kiel auf einem Symposium der Migräne-Liga in Wiesbaden.

Die Wahl des Therapeutikums hängt dabei von der Intensität der Symptome ab. Etwa 60 Prozent der Migräne-Patienten haben nur leichte Attacken und daher einen geringen Leidensdruck. Für die Akuttherapie reicht hier meist ein Analgetikum aus. Acetylsali­cyl­säure (ASS), Ibuprofen, Diclo­fenac, Na­proxen und Paracetamol sind laut Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Neurologie Mittel der ersten Wahl. Was die Wirksam­keit betrifft, gebe es wenig Unterschiede, Kontraindikationen müssten aber berück­sich­tigt werden. »Wichtig ist zudem, dass die Mittel rechtzeitig und in ausreichend hoher Dosierung eingenommen wird«, sagte Heinze.

 

Leichte Attacken

 

Bei leichten Attacken, die mit Übelkeit und Erbrechen verbunden sind, können die Schmerzmittel mit Antiemetika kombiniert werden. Erste Wahl sind hier Metoclopramid und Domperidon. Die Substanzen würden nicht nur Übelkeit und Erbrechen bekämpfen, sondern verbesserten auch die Aufnahme des Schmerzmittels, erklärte Heinze. Der Grund hierfür ist, dass sie die bei einer Migräneattacke gestörte Motilität des Magens normalisieren, wodurch das Analgetikum rascher in den Zwölffingerdarm gelangt und resorbiert wird. Wenn Patienten die beiden verschreibungspflichtigen Antiemetika nicht vertragen, kann auf Dimenhydrinat ausgewichen werden. Dies wirke nur auf die Übelkeit und nicht auf die Resorption von Schmerzmitteln, sagte Heinze. Es mache jedoch deutlich müde, was von manchen Patienten als angenehm empfunden werde, da sie die Attacke dann verschlafen. Bei einer kleinen Gruppe von Patienten stehen hauptsächlich Erbrechen und Übelkeit im Vordergrund, während die Kopfschmerzen kaum spürbar sind. Diese Patienten könnten ausschließlich mit Anti­emetika behandelt werden, sagte Heinze.

 

Schwere Attacken

 

Bei schweren Attacken reichen Analgetika auch in Kombination mit Antiemetika nicht aus. Dann sind spezifische Migränemittel, die Triptane, indiziert. Hier sind mittlerweile sieben Substanzen auf dem Markt, von denen Naratriptan als einzige rezeptfrei zu erhalten ist. Triptane können ebenfalls mit Antiemetika kombiniert werden, um die Übelkeit zu beruhigen und die Resorption des Triptans zu steigern, sagte der Mediziner.

 

Für Patienten, bei denen starke Übelkeit oder frühes Erbrechen in der Attacke die Einnahme von Tabletten verhindern, stehen andere Darreichungsformen wie Nasensprays, Schmelztabletten oder Zäpfchen zur Verfügung. Bei schweren und langen Attacken kann eine Kombination aus Triptan und einem Analgetikum mit langer Halbwertszeit hilfreich sein. Denn bei Triptanen besteht zum Teil das Problem, dass sie rasch abgebaut werden. Dann treten sogenannte Wiederkehrkopfschmerzen auf. Diese lassen sich mit einer erneuten Dosis behandeln. Patienten mit besonders langen schweren Attacken können das Triptan aber auch gleich zu Beginn mit einem langwirksamen Schmerzmittel kombinieren. Häufig wird hier Naproxen eingesetzt, das eine Halbwertszeit von 12 bis 16 Stunden besitzt. Eine fixe Kombination von Sumatriptan und Naproxen ist in einigen Ländern, zum Beispiel Großbritannien, zu erhalten, berichtete der Mediziner. Bei langen schweren Attacken könnte aber auch auf ein langwirksames Triptan wie Frovatriptan zurückgegriffen werden. / 

Europäischer Migränetag

Am 12. September findet der Europäische Migränetag statt. Initiator des Aktionstages ist die European Headache Alliance (www.e-h-a.eu). Ausführliche Informationen zum Thema Migräne sind auf den Seiten der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (www.dmkg.de) und der Migräne-Liga (www.migraeneliga-deutschland.de) zu finden.

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