Die Richtung stimmt |
01.08.2018 10:11 Uhr |
Christopher Hermann, Chef der AOK Baden-Württemberg, und der DAV-Vorsitzende Fritz Becker drängen auf das Ende der Importquote für Generika. Das ist nicht neu. Vor zwei Jahren hatten die beiden bereits für die Abschaffung der Quote geworben. Damals fand dieser Schritt keine Mehrheit. Hoffentlich wird diesmal die Vielzahl von aktuellen Problemen, Skandalen und Engpässen den Marktbeteiligten die Augen öffnen (lesen Sie dazu Illegale Krebsmedikamente: Chronik eines Behördenversagens und Arzneimittelimporte: Streit um die Quote).
Verunreinigtes Valsartan aus China, mutmaßlich gestohlene Krebsmedikamente aus Griechenland und offenbar nicht immer ausreichend kontrollierte Importarzneimittel aus EU-Ländern machen es Apothekern wie Patienten zusehends schwer, das Vertrauen in die Arzneimittelversorgung in der EU aufrecht zu halten. Nicht zu vergessen die seit 2007 von den Rabattverträgen ausgelöste Abwärtsspirale der Arzneimittelpreise bis an die Schmerzgrenze der Generikahersteller, die dann sukzessive das Land verließen.
Im Nachhinein lässt es sich kaum nachvollziehen, dass die Bundesregierung den Exodus eines Industriezweigs tatenlos hinnahm. Die ehemalige Apotheke der Welt wurde von den Gesundheitsökonomen des Landes ausgeplündert. Vor allem preiswert soll die Arzneimittelversorgung sein. Dass ausgerechnet so wichtige Güter wie Arzneimittel maximal im Preis gedrückt werden, ist rational kaum nachvollziehbar. Medikamente haben ihren Preis, wenn sie gut sein sollen. Apotheker wissen das, Ökonomen nicht immer. Eine Arzneimittelversorgung zum Schnäppchenpreis wird es auf Dauer nicht geben, betont ABDA-Präsident Friedemann Schmidt (lesen Sie dazu Arzneimittelversorgung: ABDA appelliert an die Politik). Dem wird fast jeder Apotheker zustimmen.
Und noch was. Erstens: Arzneimittel müssen vor allem wirksam sein, nicht preiswert. Zweitens: Es sind nicht die Ökonomen, die sich mit Arzneimitteln auskennen, sondern die Apotheker und Ärzte. Drittens: Arzneimittel sind gut, wenn sie sicher sind. Viertens: Arzneimittel sind sicher, wenn ihre Herkunft und die Lieferwege bekannt sind. Das ist aber leider bei Weitem keine Selbstverständlichkeit. Der Weg ist noch weit, aber die Richtung stimmt.
Daniel Rücker
Chefredakteur