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Edoxaban zur Antikoagulation

Nummer vier im Bunde

28.07.2015  16:21 Uhr

Von Brigitte M. Gensthaler, München / Mit Edoxaban (Lixiana®) kommt Anfang August der vierte Vertreter der neuen oralen Antikoagulanzien auf den Markt. Das Einnahmeschema ist einfach: einmal täglich eine Tablette unabhängig von der Nahrung. Die Standardtagesdosis von 60 mg gilt für alle Indikationen – und fast alle Patienten.

Edoxaban hemmt wie Rivaroxaban und Apixaban reversibel und direkt den Faktor Xa, einen zentralen Faktor in der Gerinnungskaskade. Da die Wirkstoffgruppe inzwischen nicht mehr neu ist, steht das Kürzel NOAK nun für Nicht-Vitamin-K-abhängige orale Antikoagulanzien. Damit grenzen sich die Wirkstoffe ab gegen die Vitamin-K- Antagonisten Warfarin und Phenprocoumon. Ebenfalls in der Diskussion ist der Begriff DOAK für direkte orale Antikoagulanzien.

 

Warfarin ebenbürtig

 

Lixiana ist seit Mitte Juni in der Euro­päischen Union zugelassen für die Prophylaxe von Schlaganfällen und systemischen Embolien (SEE) bei erwachsenen Patienten mit nicht valvulärem Vorhofflimmern und mindestens einem Risikofaktor, zum Beispiel Bluthochdruck, Herzinsuffizienz, Alter über 75 Jahre, Diabetes, Schlaganfall oder transitorische ischämische Attacken in der Vorgeschichte. Darüber hinaus ist es indiziert zur Behandlung tiefer Venen­thrombosen und Lungenembolien sowie zur Prophylaxe von Rezidiven. Die Bioverfügbarkeit von Edoxaban liegt bei 62 Prozent und wird durch Nahrung nicht beeinflusst. Die Wirkung tritt innerhalb von einer bis zwei Stunden ein, die Halbwertszeit liegt bei 10 bis 14 Stunden. Die Standarddosis beträgt 60 mg einmal täglich.

»Wie alle NOAK ist auch Edoxaban ein Substrat des Efflux-Transporters p-Glykoprotein (p-gp)«, sagte Professor Dr. Dietmar Trenk, Bad Krozingen, bei der Einführungspressekonferenz in München. Daher steigt die Bioverfügbarkeit, wenn die Patienten gleichzeitig starke p-gp-Inhibitoren einnehmen. »Bei Behandlung mit Ciclosporin, Dronedaron, Erythromycin oder Ketoconazol wird die Tagesdosis auf 30 mg reduziert.« Gleiches gilt bei mäßig oder stark eingeschränkter Nierenfunktion (Kreatinin-Clearance: 15 bis 50 ml pro min) oder einem Körper­gewicht unter 60 kg. Da Edoxaban kaum über CYP3A4/5 metabolisiert wird, sind hier keine Wechselwirkungen zu beachten.

 

Professor Dr. Andreas Goette, Paderborn, stellte die Daten der zulassungs­relevanten Phase-III-Studie ENGAGE AF-TIMI 48 vor. Darin wurden Wirksamkeit und Sicherheit von Edoxaban in der Prävention von Schlaganfällen und SEE bei mehr als 21 100 Patienten mit Vorhofflimmern gegenüber Warfarin geprüft. »Nach einer medianen Beobachtungszeit von 2,8 Jahren war Edoxaban im primären Endpunkt Warfarin nicht unterlegen«, resümierte der Kardiologe. Es habe aber weniger schwere intrakranielle Blutungen gegeben; dies war der primäre Sicherheitsendpunkt. Ältere Patienten hätten aufgrund ihres höheren Schlaganfall- und Blutungsrisikos einen tendenziell höheren Nutzen von Edoxaban.

 

Geringeres Blutungsrisiko

 

Dass der NOAK bei der Behandlung und Vorbeugung von Blutgerinnseln bei Patienten mit venösen Thromboembolien (VTE) ebenso wirksam ist wie Warfarin, zeigte die Hokusai-VTE-Studie mit rund 8300 Patienten. Die Probanden konnten initial bis zu fünf Tage lang Heparin bekommen und erhielten dann peroral Warfarin oder Edoxaban über drei bis zwölf Monate. Hauptindikator für die Wirksamkeit war die Rezidivhäufigkeit. Edoxaban schnitt nicht schlechter ab als Warfarin. Vorteile hatte es jedoch in puncto Sicherheit: Auch in dieser Studie hatten die Patienten unter dem NOAK eine geringeres Blutungsrisiko.

 

Zu den sehr häufigen Nebenwirkungen zählen Blutungen aus der Haut und dem Weichgewebe, Nasenbluten sowie Vaginalblutungen. Häufig waren auch Anämie, Ausschlag und anomale Ergebnisse in Leberfunktionstests. /

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