Pharmazeutische Zeitung online

Licht und Schatten

24.07.2012  18:06 Uhr

Der Wahnsinn hat ein Ende. Die willkürlichen Retaxierungen von BtM- Rezepten auf null wegen kleinster Formfehler wird es in Zukunft nicht mehr geben. Der Deutsche Apothekerverband (DAV) hat sich mit den Betriebskrankenkassen (BKK) vor Ort, Novitas und Hoesch darauf geeinigt, dass eine im Juni für Nordrhein-Westfalen getroffene Vereinbarung nun bundesweit gelten soll (lesen Sie dazu Bundesweite Lösung für Null-Retax). Natürlich ist das eine gute Nachricht für die Apotheker, die sich bei der Versorgung von Schmerzpatienten nun wieder auf ihre eigentliche Aufgabe konzentrieren können.

 

Reine Freude kommt bei dieser Botschaft aber nicht auf. Fast ein Jahr hat es gedauert, die drei außer Kontrolle geratenen Kassen von ihrem Tun wieder abzubringen. Manche Apotheker blieben ohne eigenes Verschulden auf fünfstelligen Beträgen sitzen. Sie wurden ihnen von den Kassen vorenthalten, weil der verordnende Arzt ein Wort auf dem Rezept abgekürzt oder anstelle der vorgegebenen Formulierung ein Synonym verwendet hatte. In spätestens sechs Monaten sollen alle Apotheker jetzt das von den Kassen zu Unrecht einbehaltene Geld zurückbekommen.

 

Dabei kann man weder den nordrhein-westfälischen Apothekerverbänden noch dem DAV einen Vorwurf machen. Die Verbände Nordrhein und Westfalen-Lippe haben von Beginn an mit maximalem Einsatz gegen die sinnfreien Nullretaxierungen angekämpft. Sie wurden dabei sogar von Politikern und Juristen unterstützt. Bis hin zur Grundgesetzwidrigkeit gingen die Vorwürfe gegen die BKKen. Diese konnten sich jedoch zu lange diesem Druck widersetzen. Angesichts der ohnehin schwierigen wirtschaftlichen Lage vieler Apotheken war dies inakzeptabel. Derart gravierende Verfehlungen müssen schneller abgestellt werden können.

 

Während bei der Null-Retaxierung nun zumindest für die Zukunft eine Besserung in Sicht ist, bleibt die Lage bei der Honorierung unbefriedigend. Dem Vernehmen nach will Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) die Packungspauschale um 25 Cent anheben (lesen Sie dazu Honorierung: 25 Cent mehr pro Packung). Das wäre nur ein Bruchteil dessen, was die Apotheker fordern und würde nicht einmal die gestiegenen Kosten der vergangenen Jahre decken.

 

Entsprechend unzufrieden ist deshalb auch ABDA-Präsident Heinz-Günter Wolf über das völlig unzureichende Angebot. Man habe auf Wunsch der Ministerien den Bedarf nach gut acht Jahren Stagnation neu berechnet. Diese Berechungen wurden vom Wirtschaftsministerium offenbar nicht berücksichtigt. Mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein ist das Angebot nämlich nicht. Ein Indiz dafür, dass die Koalition die Belange der Apotheker endlich wieder ernst nimmt, ist es schon gar nicht.

 

Daniel Rücker

Chefredakteur

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