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Colitis ulcerosa

Golimumab bessert Symptome

24.07.2012  16:15 Uhr

Von Brigitte M. Gensthaler, München / Golimumab ist bislang für Patienten mit rheumatoider Arthritis zugelassen. Doch der humane Antikörper hilft auch Patienten mit Colitis ulcerosa. Dies zeigte eine Studie mit mehr als 770 Patienten.

Golimumab ist ein humaner monoklonaler Antikörper, der sich gegen den Tumornekrosefaktor TNF-α richtet. Dieser spielt eine wichtige Rolle bei entzündlichen Prozessen. Seit 2009 ist Golimumab (Simponi®) als subkutane Injektion zur Therapie der rheumatoiden Arthritis, der Psoriasis-Arthritis und des Morbus Bechterew (ankylosierende Spondylitis) auf dem deutschen Markt.

Doch der Wirkstoff kann auch Patienten mit der chronisch-entzündlichen Darmerkrankung (CED) Colitis ulcerosa helfen. Dafür sind derzeit die TNF-α-Inhibitoren Infliximab und Adalimumab zugelassen – neben Mesalazin, Corticoiden und Immunsuppressiva. »Mit den derzeitigen Arzneistoffen können wir etwa 70 Prozent der Patienten behandeln; daher brauchen wir auch neue Medikamente«, sagte Professor Dr. Robert Ehehalt von der Uni-Klinik Heidelberg bei einer Pressekonferenz der Firma MSD in München.

 

Der Gastroenterologe stellte eine Phase-IIb/III-Studie (»Pursuit«) vor, in der 774 Patienten mit moderater bis schwerer Colitis ulcerosa subkutan entweder zu Beginn 200 mg Golimumab und zwei Wochen später 100 mg oder zu Beginn 400 mg, gefolgt von 200 mg nach zwei Wochen, oder Placebo erhielten. Die Teilnehmer hatten vorher noch keinen TNF-α-Hemmer bekommen.

 

Nach sechs Wochen zeigten 52 und 55 Prozent der Patienten in den Verum-Armen ein klinisches Ansprechen, berichtete Ehehalt. Im Placebo-Arm waren es knapp 30 Prozent. Völlig beschwerdefrei wurden 17 bis 18 Prozent der Teilnehmer unter Golimumab gegenüber 6 Prozent unter Placebo. Bei fast der Hälfte der Patienten heilte die Darmschleimhaut unter Golimumab (29 Prozent unter Placebo). Dass nicht alle beschwerdefrei wurden, liege an dauerhaften Veränderungen im Darm, zum Beispiel Narben. Unerwünschte Ereignisse waren in allen Studien-Armen ähnlich häufig (38 bis 39 Prozent). Reaktionen an der Injektionsstelle traten selten auf.

 

Auch wenn es keine direkten Vergleichsstudien gibt, sei Golimumab ähnlich wirksam wie Infliximab, folgerte Ehehalt. Allerdings stünden die Daten zum langfristigen Erhalt der Remission unter Golimumab noch aus.

 

Mukosa geheilt, Prognose verbessert

 

Wie wichtig die Mukosaheilung für die Prognose ist, ist für Patienten mit Morbus Crohn, einer anderen CED, gut belegt. Werde die chronische Entzündung gestoppt, bleiben die Patienten länger in Remission und brauchen weniger operative Eingriffe, berichtete Ehehalt. Dass dies auch für Colitis-ulcerosa-Patienten gilt, zeigte eine kleine retrospektive Analyse einer französischen Arbeitsgruppe. Patienten, die unter Infliximab-Therapie eine Mukosaheilung erreichten, mussten seltener am Dickdarm (Kolon) operiert werden.

 

»Die Mukosaheilung ist prognostisch günstig, da Kolektomien vermieden werden«, resümierte der Arzt. Dies sei besonders wichtig bei jungen Patienten. Hier müsse man eventuell die Therapie intensivieren, um nicht nur Symptome zu stoppen, sondern auch die Mukosa zur Heilung zu bringen. / 

Risikofaktor Höhenaufenthalt

Bei CED-Patienten kann ein Aufenthalt in großer Höhe einen Schub auslösen. Dies legt eine kleine Studie nahe, die Professor Dr. Robert Ehehalt, Heidelberg, in München vorstellte. Schweizer Wissenschaftler befragten 103 Patienten – 43 mit Morbus Crohn und 60 mit Colitis ulcerosa – nach ihren Aktivitäten in den vo-rausgegangenen Wochen. 52 Patienten hatten einen Rückfall erlitten, 51 waren in anhaltender Remission. Vier von zehn Patienten mit einem Krankheitsschub gaben an, in den letzten vier Wochen einen Langzeitflug gemacht oder sich in einer Höhe über 2000 Meter aufgehalten zu haben. Bei den stabilen Patienten waren es nur 15 Prozent. Die Symptome traten meist nach der Rückkehr auf.

 

Auslöser des Schubs könnte eine Hypoxie sein, sagte der Arzt. In Mausmodellen habe sich gezeigt, dass Sauerstoffmangel Entzündungen fördert. Bei CED-Patienten könnte der absinkende Sauerstoffpartialdruck eventuell subklinische Entzündungen fördern. Eine generelle Warnung vor Flugreisen könne man aus der retrospektiven Studie jedoch nicht ableiten, betonte der Arzt auf Nachfrage der PZ. Er würde seine Patienten aber dafür sensibilisieren, dass der Höhenaufenthalt einen Schub auslösen könnte. Dann könne man gemeinsam über vorbeugende Maßnahmen nachdenken.

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