Gesine-Projekt verschiebt sich |
13.07.2010 14:30 Uhr |
Von Uta Grossmann, Berlin / Der Großhandel der Apothekenkooperation Gesine startet nicht wie geplant zum 1. August, sondern erst Anfang nächsten Jahres. Die Diskussion um eine neue Großhandelsvergütung verzögerte das Projekt und die Finanzierung dauert länger als geplant.
Susanne Lorra glaubt, dass das Gesetz zur Neuordnung des Arzneimittelmarktes in der Gesetzlichen Krankenversicherung (AMNOG) dem Großhandel eine Marktbereinigung bescheren wird. Dem Gesine-Großhandel werde das nicht schaden, so Lorra. »Es rufen viele interessierte Apotheker an, die nach Lösungen suchen, wie sie künftig optimal bestellen können«, sagte sie der PZ. Die Apothekerin ist Vorsitzende der Gesine-Kooperation mit 215 Mitgliedern und Aufsichtsratschefin des Anfang November 2009 gegründeten genossenschaftlichen Großhandels der Gesine.
Sparen auf Kosten der Apotheker
Das AMNOG wurde am 9. Juli in den Bundestag eingebracht und soll zum 1. Januar 2011 in Kraft treten. Eine der Neuregelungen betrifft die Vergütung des Großhandels. Sie soll auf einen Fixbetrag von 60 Cent plus einen Zuschlag von 1,7 Prozent pro Arzneimittelpackung umgestellt werden. So will der Gesetzgeber 400 Millionen Euro im Jahr sparen.
Die Apotheker befürchten, dass der Großhandel den Spareffekt direkt an sie durchreicht, indem er die bisher gewährten Rabatte radikal kürzt. Lorra rechnet mit 20 000 bis 60 000 Euro weniger Ertrag für die einzelne Apotheke. Sie ist davon überzeugt, dass Apotheker eine gezielte Einkaufsstrategie brauchen und sich auf bestimmte Sortimente konzentrieren müssen. »Sie müssen sich überlegen: Was brauche ich wirklich zur Versorgung meiner Patienten«, sagte Lorra.
Noch fehlen 80 Genossenschaftler
Bisher haben 100 Apotheker Genossenschaftsanteile des Gesine-Großhandels im Wert von 25 000 Euro gezeichnet. Zum Start Anfang 2011 sollen es 180 sein. Neben den bestellenden gibt es auch investierende Mitglieder wie die Partnerkooperationen Torre und Parmapharm. Lorra hofft, dass sich auch deren Apotheker an dem Großhandel beteiligen. Die Kooperationen wollen bei Eigenmarken zusammenarbeiten, etwa durch gemeinsame Zulassungsverfahren und Herstellung von OTC-Arzneimitteln, die dann jede Kooperation unter ihrem Label verkauft.
Vorsitzende des Gesine-Großhandels sind der Berliner Apotheker Hendrik Scheer (zugleich Aufsichtsratsvorsitzender der Gesine-Kooperation) und der Steuerberater Axel Krause-Ruthenberg, dem Beirat steht Apotheker Christian Major aus Seelow vor. Aufsichtsräte sind Susanne Lorra und Dirk Ehrich (beide Vorsitzende der Gesine-Kooperation), Apotheker Michael Redmann aus Erkner und Unternehmensberaterin Dr. Gesa von Wichert. /