Klares Votum für neue orale Antikoagulanzien |
02.07.2014 09:43 Uhr |
Von Annette Mende / Die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie (DGK) hat sich in einer Klarstellung eindeutig für die Anwendung neuer oraler Antikoagulanzien (NOAK) zur Gerinnungshemmung ausgesprochen.
Diese hätten die Therapie von Patienten mit Vorhofflimmern oder erhöhtem Thrombose- und Embolie-Risiko anwenderfreundlicher und sicherer gemacht. Eine »oft einseitige Darstellung der möglichen Risiken dieser Medikamente, die keineswegs die wissenschaftliche Evidenz widerspiegelt«, habe aber in letzter Zeit sowohl Patienten als auch Verschreiber verunsichert, so Professor Dr. Christian W. Hamm, Präsident der DGK.
Abbildung 23: Betriebsergebnis seit 2002
Die DGK sieht die NOAK, von denen in Deutschland Dabigatranetexilat (Pradaxa®), Rivaroxaban (Xarelto®) und Apixaban (Eliquis®) verfügbar sind, zu Unrecht in Verruf geraten. Alle Medikamente, die auf die Gerinnung einwirken, können die Blutungsneigung erhöhen, gibt die Fachgesellschaft zu bedenken. Das gelte für NOAK wie für Vitamin-K-Antagonisten. Die Datenbasis zur Sicherheit der NOAK sei aber ungleich breiter als die für das in den USA gebräuchliche Warfarin und erst recht als die für das in Europa bevorzugte Phenprocoumon. Rote-Hand-Briefe der NOAK-Hersteller hätten daher auch lediglich bekannte Kontraindikationen und Vorsichtsmaßnahmen betont, um Verschreibungsfehler zu verhindern.
Vorteile der NOAK gegenüber Vitamin-K-Antagonisten sind, dass die Dosis nicht individuell angepasst werden muss und dass sie weniger Interaktionen mit Nahrungs- und anderen Arzneimitteln eingehen. Nachteile sind die deutlich höheren Kosten und das Fehlen eines spezifischen Antidots.
Kosten nicht isoliert betrachten
Zum ersten Punkt merkt Hamm mit Blick auf die hohen Folgekosten eines Schlaganfalls an: »Arzneimittelbudgets, die nur die reinen Arzneimittelkosten im Blick haben und nicht die Gesamtkosten für das Gesundheitssystem, sind kurzsichtig.« Punkt zwei könnte sich bald erledigt haben, da Boehringer Ingelheim mit Idarucizumab bereits einen Antikörper in Phase III testet, der die Wirkung von Dabigatranetexilat aufhebt, und sich auch weitere NOAK-Antidota in fortgeschrittenen Entwicklungsstadien befinden. /