Rheinland-Pfalz testet Automat Visavia |
03.07.2012 19:20 Uhr |
Von Daniel Rücker / Das Bundesland Rheinland-Pfalz will den umstrittenen Arzneimittelabgabeautomaten Visavia in einem Projekt testen. Gesundheitsministerin Malu Dreyer (SPD) hat am Montag in Mainz den Startschuss für vier ausgewählte Apotheken in Daun, Osthofen, Bodenheim und Haßloch gegeben.
Damit soll die Abgabe von Arzneimitteln auch außerhalb der Öffnungszeiten der jeweiligen Apotheke ermöglicht und den Patienten der Weg zur nächsten diensthabenden Apotheke erspart werden. Der Test soll von den Universitäten Trier und Mainz wissenschaftlich begleitet und evaluiert werden. Visavia-Hersteller Rowa hat seinen Sitz im rheinland-pfälzischen Kelberg.
Dreyer will mit den Abgabeautomaten die Arzneimittelversorgung auf dem Land verbessern: »Die veränderte Demografie stellt uns auch im gesundheitlichen Bereich vor allem im ländlichen Raum vor neue Herausforderungen. Diese gilt es umfassend zu gestalten, auch in Bezug auf die Medikamentenversorgung. Dabei bauen wir in erster Linie auf unsere Apotheken«, sagte die Ministerin. »Mit dem Modellprojekt wollen wir testen, ob die Abgabe über ein Terminal eine sinnvolle und qualitätsgesicherte Ergänzung für die Bürger und Bürgerinnen auf dem Land sein könnte.«
Dreyer hatte den Test bereits im vergangenen Jahr angekündigt. Schon damals zog sie den Unmut vieler Apotheker auf sich. Mit ihrer Entscheidung begibt sich die Gesundheitsministerin auf juristisch schwieriges Gelände. Im Juni 2010 hatte das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig den Betrieb von Visavia verboten. Die Leipziger Richter begründeten ihr Urteil damals mit dem Abgabeverfahren, das nicht den gesetzlichen Dokumentationspflichten des Apothekers genüge. Apotheker müssten die Angaben auf dem Rezept bei der Abgabe des Arzneimittels abzeichnen und mögliche Änderungen unterschreiben. Dies sei bei einer automatisierten Abgabe über ein Terminal nicht möglich. Zudem könnten gefälschte Medikamente kaum identifiziert werden.
Bei der Abgabe von Arzneimitteln über Visavia steht der Apotheker nur über Video in Kontakt mit dem Patienten. Er sieht auch das Rezept nur über eine im Gerät installierte Kamera. In den ersten Monaten des Tests sollen sich die Patienten im Tagesbetrieb der Apotheken mit der neuen Technik vertraut machen. Ab September dürfen dann in einer zweiten Phase die Abgabeautomaten von Montag bis Samstag zwischen 6 Uhr und 22 Uhr benutzt werden. Das Testende ist für Herbst 2013 vorgesehen. Danach soll über das weitere Vorgehen entschieden werden. /