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Großhandel

Anzag ist mit Ergebnis unzufrieden

05.07.2011  17:01 Uhr

Von Maria Pues, Frankfurt am Main / Die Umsatzentwicklung im deutschen Arzneimittelmarkt hat sich deutlich verlangsamt. Das wirkt sich auch auf das Geschäftsergebnis der Andreae-Noris Zahn AG aus. Die Zahlen und ihre Ursachen wurden vorige Woche vorgestellt.

»Die Umsatzerlöse liegen noch im Plan, jedoch ist das Ergebnis unbefriedigend«, fasste der Vorstandsvorsitzende der Anzag, Dr. Thomas Trümper, knapp zusammen und fuhr fort: »Und auch die Zukunft betrachten wir mit erheblicher Skepsis.« Die Daten resultieren diesmal aus einem verkürzten Geschäftsjahr. Grund ist die Umstellung auf einen Quartalsrhythmus. Es umfasst diesmal den Zeitraum vom 1. September 2010 bis zum 31. März 2011.

 

Der Umsatz auf Basis der Herstellerabgabepreise ist im abgelaufenen Geschäftsjahr nur leicht um 1,8 Prozent gestiegen. In früheren Jahren sei die Steigerung doppelt so hoch ausgefallen, erläuterte Trümper.

Umsatzrückgang bei OTC

 

Der Umsatz an verschreibungspflichtigen Medikamenten ist um 2,2 Prozent gestiegen, der mit apothekenpflichtigen Arzneimitteln ging hingegen um 1,5 Prozent, der mit freiverkäuflichen Arzneimitteln sogar um 2,9 Prozent zurück.

 

»Die Arzneimittelpreise befinden sich weiter im Sinkflug«, sagte Trümper – ein weiterer Grund für den fast stagnierenden Umsatz. So sank das Preisniveau bei verschreibungspflichtigen Arzneimitteln um drei Prozent, das von Festbetragsarzneimitteln sogar um 5,5 Prozent. Trümper erläuterte den Unterschied zwischen Arzneimittelpreisen und Krankenkassenkosten. »Die Mehrausgaben der Krankenkassen haben nichts damit zu tun, dass die Preise für Arzneimittel steigen«, betonte er. Ein weiterer Grund für die fehlende Umsatzsteigerung sei die Direktbelieferung der Hersteller an die Apotheken. Sie stieg wertmäßig von 15,8 Prozent im Geschäftsjahr 2010 auf 16,1 Prozent an.

 

Der Konzernumsatz beläuft sich im Rumpfgeschäftsjahr 2011 auf 2,5 Milliarden Euro (4,2 Milliarden im zwölfmonatigen Vorjahr). Der Rohertrag beträgt 146,6 Millionen Euro (274,0 Millionen im Vorjahr), das Ergebnis vor Steuern 10,8 Millionen Euro (49,1 Millionen Euro im Vorjahr). Die Rohertragsmarge sank von 6,5 auf 5,9 Prozent. Vergleiche mit dem Vorjahr seien allerdings nicht nur durch das verkürzte Geschäftsjahr schwierig. Lagerwert und -umschlag seien in der Branche stark saisonabhängig und erschwerten einen Vergleich zusätzlich, erläuterte Trümper. Das schlechte Inlandsergebnis konnte nur bedingt durch positive Entwicklungen in den Auslandsgeschäften in Litauen, Kroatien und Rumänien kompensiert werden.

 

Die Tendenzen spiegeln sich auch in der Personalentwicklung: Während die Mitarbeiterzahl in Deutschland geringfügig abnahm, stieg sie im Ausland leicht an. Die Umsatzrendite bezifferte Trümper auf 0,1 Prozent. »Wir sind dramatisch weit von dem Niveau entfernt, das wir als Handelsunternehmen bräuchten, um die Risiken unseres Geschäfts auszusteuern und darüber hinaus noch die Vorfinanzierung der Arzneimittel für die Apotheken zu übernehmen«, sagte er. Verluste wolle er jedoch nicht prognostizieren. »Hinter dem Komma ist noch Platz für weitere Nullen, bevor es ins Minus geht«, sagte er.

 

»Ruinöser« Konditionenwettbewerb

 

Nach dem Arzneimittelmarkt-Neuordnungsgesetz (AMNOG) mit der Kürzung der Großhandelsspanne steht zum Jahresbeginn 2012 die nächste Umstellung an: die neue Großhandelsvergütung. Der Großhandel erhält dann pro Packung einen Fixzuschlag von 70 Cent plus einen rabattfähigen Zuschlag von 3,15 Prozent auf den Herstellerabgabepreis. Die Regelungen wirkten sich direkt negativ auf die Marge des Großhandels aus, sagte Trümper. Dem Großhandel entstehe ein doppelter Aufwand. »Er muss zweimal sein gesamtes Vertriebskonzept umstellen und mit seinen Kunden Konditionen verhandeln.«

 

Trümper kritisierte einen »teilweise als ruinös zu bezeichnenden Konditionenwettbewerb«. Einige Großhändler gewährten den Apotheken Rabatte, die betriebswirtschaftlich kaum noch zu rechtfertigen seien. In der Folge verschlechtere sich die Rohertragsmarge in der gesamten Branche. »Wir sind selbst schuld«, sagte er. »Es liegt nicht nur an der Politik.« Ein Großhandel, der pleite gehe, nütze niemandem, sagte er in der Diskussion. Zudem sei es politischer Wille bereits seit 2006 – unter Gesundheitsministerin Ulla Schmidt –, dass Apotheken keine Rabatte mehr auf Rx-Präparate erhalten. Er warnte aber auch vor »Rosinenpickerei«. Der pharmzeutische Großhandel sei Vollversorger, und er lebe von einer Mischkalkulation.

 

Für das laufende Geschäftsjahr, das am 1. April 2011 begonnenen hat, rechnet Trümper mit einem Umsatz von 4,4 Milliarden Euro – bei allen Unwägbarkeiten, die derzeit eine Prognose erschweren. /

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