Unterstützung in jeder Lebensphase |
06.06.2018 09:38 Uhr |
Eine optimale Versorgung von Typ-1-Diabetikern ist Teamarbeit, sagt der Apotheker Manfred Krüger. In seinem Vortrag über interprofessionelles Medikationsmanagement stellte er dar, wann die Patienten besonders intensiv betreut werden sollten.
Im Idealfall wird ein Typ-1-Diabetiker von einem Diabetologen, einem Apotheker, einem Ernährungsberater, einem Hausarzt und weiteren medizinischen Assistenzberufen behandelt. »Die Betreuung eines Typ-1-Diabetikers ist weitaus mehr als Versorgung«, betonte Krüger. Diabetiker benötigten in der Regel kontinuierlich über ihr ganzes Leben medizinische Unterstützung. Faktisch erhalte der Patient einen lebenslangen Versorgungsvertrag.
Trotz der umfassenden Betreuung durch medizinische und pharmazeutische Experten, sei der Patient selbst die wichtigste Person in dem Geschehen. »Sein Verhalten und die Einsicht in die Notwendigkeit einer an die Krankheit angepassten Lebensführung sind entscheidend für seine Gesundheit«, sagte Krüger. Dabei wechselten mit den Lebensphasen die Probleme und Bedürfnisse, aber auch die medizinische Betreuung: Kinder werden in der Regel vom Kinderarzt betreut, Erwachsene gehen mehrheitlich in eine diabetologische Facharztpraxis, Senioren wenden sich an den Hausarzt.
Medikationsexperte Apotheker
In der Pubertät wollen Typ-1-Diabetiker meist nichts von ihrer Erkrankung wissen. Diese Lebensphase ist aber für den weiteren Verlauf entscheidend.
Foto: Shutterstock/Suzanne Tucker
Die öffentliche Apotheke hat laut Krüger die Aufgabe, Diabetiker zu erkennen und die Patienten mit den Hilfsmitteln und Medizinprodukten zu versorgen. Außerdem sind Apotheker im interprofessionellen Team selbstverständlich für Medikationsanalyse und -management zuständig. Theoretische Basis für die Arbeit der Apotheker im interprofessionellen Team ist dabei das Grundsatzpapier der ABDA aus dem Jahr 2012, so der Referent.
Nach den Leitlinien der Deutschen Diabetesgesellschaft kommt es auf eine vertrauensvolle Zusammenarbeit der verschiedenen Professionen an. Entscheidend ist aber auch, dass die Patienten bereit sind, ihre Situation anzunehmen und sich so zu verhalten, dass sie die maximale Lebensqualität und Zufriedenheit erreichen. Die Bedürfnisse sind dabei abhängig vom Lebensalter sehr unterschiedlich und die Einsicht in die Notwendigkeit einer an die Krankheit angepassten Lebensführung ist in bestimmten Lebensphasen wie die Pubertät nicht immer einfach. Besondere Aufmerksamkeit ist auch bei schwangeren Diabetikerinnen notwendig oder bei Kindern auf Klassenfahrt oder in der Schule, wenn das Kind keine Möglichkeit hat, das Insulin an einem ruhigen Ort zu spritzen. »Gefährlich wird es, wenn sich Diabetiker am Steuer unvorsichtig verhalten«, sagte Krüger. Es komme immer wieder vor, dass Patienten unterzuckert einen Unfall verursachen. Bei guter Einstellung können Diabetiker jedoch problemlos und sicher Auto fahren.
Laut Krüger ist das Verhalten der Patienten im Alter von 15 bis 25 für den weiteren Werdegang der Erkrankung entscheidend. Patienten, die es in diesem Alter mit dem Insulinspritzen nicht so genau nehmen oder beim Essen unvorsichtig sind, verhielten sich häufig auch im höheren Alter nicht vernünftig. Dies könne gravierende Konsequenzen haben bis hin zu einer deutlich reduzierten Lebenserwartung. »Deshalb ist es unbedingt notwendig, jungen Menschen deutlich zu machen, wie wichtig die Lebensführung für einen Diabetiker ist.« Wenn sie alle wesentlichen Vorgaben beachten, werden sie im Durchschnitt ähnlich alt wie gesunde Menschen.
Kommunikation mit Hindernissen
Kritisch sieht Krüger bei der Zusammenarbeit die Kommunikation der Gesundheitsberufe. Eigentlich sei der bundeseinheitliche Medikationsplan dafür vorgesehen gewesen. In der Praxis habe er sich aber nicht bewährt. Ähnlich stehe es um die elektronische Gesundheitskarte. Bislang liefere sie keinen nennenswerten Beitrag dazu, die Zusammenarbeit zu verbessern. Ein besser geeignetes System gibt es derzeit nicht.