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Atemwegserkrankungen

Asthma, COPD und mehr

06.06.2018  09:38 Uhr

Weltweit leiden schätzungsweise 300 Millionen Menschen an Asthma und 210 Millionen an chronisch-obstruktiver Lungen­erkrankung (COPD). Professor Dr. Michael Schmidt aus Würzburg ging auf wichtige Unterschiede zwischen den beiden Erkrankungen ein. Zudem betonte der Allergologe, dass längst nicht alle Patienten den gängigen Definitionen von Asthma oder COPD zuzuordnen sind.

Asthma und COPD unterscheiden sich unter anderem darin, wie schnell die Atemwege sich verengen: »Asthma macht schnelle Anfälle, COPD nicht«, sagte Schmidt. Der Mediziner wies da­rauf hin, dass die Bronchien bei einem Asthmatiker innerhalb von fünf Minuten stark kontrahieren können, bei COPD dauere es Stunden bis Tage. Bei einer reversiblen Atemwegsobstruktion und einer großen Peakflow-Variabilität in einem Protokoll über mehrere Tage sollte der Arzt an Asthma denken. Chronischer Husten mit Auswurf spreche in der Regel gegen Asthma. Der Referent hob hervor, dass die Symptome eines Asthmapatienten in ihrer Intensität und Häufigkeit wechseln und es daher in ­gewissen Phasen schwer sein kann, Asthma überhaupt zu erkennen.

Verschiedene Phänotypen

 

Eher bei Kindern und Jugendlichen tritt laut Schmidt das allergische (extrinsische) Asthma auf. Bei 30 bis 50 Prozent der erwachsenen Patienten sei dagegen keine Allergie nachweisbar. Das nicht allergische (intrinsische) Asthma liege somit eher bei älteren Patienten vor. Wie der Referent deutlich machte, ist es mit dieser Einteilung aber nicht getan, sondern es treten noch viele andere Asthmaformen auf. So gebe es ein Asthma, das sich nur als Husten äußere und extrem schwer zu diagnostizieren sei. Bei Senioren lägen oft nicht mehr die typischen Symptome vor, dafür aber zum Beispiel eine nächtliche Atemnot mit Husten. Last but not least könne zum Beispiel bei Radfahrern und Läufern eine durch Hochleistungssport induzierte Bronchokonstriktion auftreten. Zudem gebe es Asthmapatienten, die überhaupt nicht auf inhalative Corticosteroide und lang wirksame Beta-Mimetika (LABA) ansprechen. Weitere Forschung sei nötig, um herauszufinden, ob dieses sogenannte schwere Asthma möglicherweise eine eigene Krankheit ist. Grundsätzlich betonte Schmidt, dass ein gut behandelter Asthmapatient keine Einschränkung hinsichtlich der Lebenserwartung hat.

 

Das ist ein wichtiger Unterschied zur COPD. »Die Prognose der Patienten ist leider schlecht«, sagte Schmidt. In der Leitlinie wird die COPD charakterisiert durch eine persistierende und üblicher­weise progrediente Atemwegs­obstruktion. »Die eigentliche Katastrophe ist das Lungenemphysem«, so Schmidt. Chronisch enge Bronchien und eine Lunge, in der der Gasaustausch nur schlecht funktioniert, seien eine sehr schlechte Kombination. Vor allem Rauchen führt laut Schmidt zu COPD. Ob auch von Passivrauchen eine Gefahr ausgeht, sei umstritten. »Wahrscheinlich muss man schon ziemlich intensiv passiv rauchen, um ein Emphysem zu entwickeln«, so Schmidts Einschätzung. Ob Nikotinverdampfer eine Alternative darstellen, um das Lungenemphysem und damit eine COPD zu vermeiden, sei bislang nicht geklärt.

 

Schmidt betonte, wie wichtig es ist, eine COPD möglichst frühzeitig zu diagnostizieren. Die Erkrankung sollten Ärzte erwägen bei Husten mit Auswurf, bei Belastungs-Atemnot, etwa durch Treppensteigen, bei einer nicht reversiblen Atemwegsobstruktion und hoher Schadstoffexposition, entweder durch Rauchen oder berufsbedingt. Auf einer Computertomografie-Aufnahme könne man ein Lungenemphysem erkennen, sie sei aber mit einer Strahlenbelastung verbunden. Oft reiche schon eine einfache Lungenfunktionsprüfung aus. »Wenn der Patient bereits 15 Minuten nach Gabe eines Bronchodilatators eine verbesserte Lungenfunktion aufweist, kann das keine COPD sein«, so Schmidt.

 

Sammelbecken ACO

 

Bis zu 30 Prozent der Patienten passen laut dem Mediziner nicht in die typischen Definitionen von COPD und Asthma. Oft falle in diesem Zusammenhang der Begriff Asthma-COPD-Overlap (ACO). Hier bestehe weiter Forschungsbedarf. Schmidt geht davon aus, dass ACO nicht eine Krankheit ist, sondern ein Sammelbecken für verschiedene.

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