Kompetenz braucht Fortbildung |
26.05.2008 16:51 Uhr |
Wir Apotheker sind ein zentraler Bestandteil des Gesundheitswesens. Nur so haben wir eine Existenzberechtigung als freier Heilberuf. Die Voraussetzung dafür ist unser pharmazeutisches Fachwissen.
Unsere Kompetenz hilft den Patienten, zum Beispiel bei den Rabattverträgen. Bei pharmazeutischen Bedenken dürfen Apotheker die Vorgaben ausnahmsweise außer Acht lassen. Wir sollten den Mut haben, dieses Instrument in den begründeten Fällen einzusetzen, um Gefahr von den Patienten abzuwenden und unsere fachliche Kompetenz nach außen zu tragen.
Nichts wäre schlimmer, als nicht einzugreifen. Denn das würde den Krankenkassen signalisieren, dass pharmazeutische Aspekte bei der Arzneimittelauswahl anscheinend doch keine Rolle spielen. Die Apotheker würden sich als Heilberufler unglaubwürdig machen. Die Rücknahme der Ausnahmeregelung wäre dabei wohl nicht einmal die schlimmste Konsequenz.
Eine Liste mit kritischen Arzneistoffen oder Darreichungsformen kann und muss es nicht geben. Fachliche Hinweise, wann besondere Vorsicht geboten ist, sind absolut ausreichend. Pharmazeutischer Sachverstand ist gefragt. Den haben wir, regelmäßige Updates sind aber unersetzlich. Eine wichtige Grundlage dafür ist und bleibt die Fortbildung.
Rund 700 Apothekerinnen und Apotheker nutzten in der vergangenen Woche beim Pharmacon Meran die Chance, ihre pharmazeutische Kompetenz zu stärken. Schwerpunkte der Fortbildungswoche waren Infektionskrankheiten, geriatrische Pharmazie, neue Arzneimittel und Erkrankungen des Auges. Die Gemeinsamkeit dieser unterschiedlichen Themengebiete: Sie sind beratungsintensiv. Ohne die Apotheker geht es hier nicht. Das gilt zum Beispiel für die Einnahme von Antibiotika. Nach einer Studie wissen zwei von drei Patienten nicht, wie ihr Antibiotikum richtig eingenommen wird. Das kann zu Therapieversagen und Resistenzen führen. In Meran erfuhren die Teilnehmer, welche Hinweise bei der Abgabe eines Antibiotikums nie fehlen dürfen, was der Patient bei der Anwendung von Augentropfen wissen muss und wie die Pharmakotherapie von Senioren verbessert werden kann.
Eine optimale Arzneimitteltherapie, das hat auch der Pharmacon in Meran eindrucksvoll gezeigt, ist ohne Apotheker nicht möglich. Deshalb müssen wir unser Wissen zum Wohle des Patienten einsetzen. Wer nicht nach Meran kommen konnte, hat zwar viel verpasst, aber die Chance auf Kompensation: Vom 8. bis 13. Februar 2009 besteht in Davos wieder die Möglichkeit, bei einem Pharmacon (Plus-)Punkte zu sammeln - für das Fortbildungszertifikat und für das Ansehen des Apothekers als kompetenter Arzneimittelexperte.
Sven Siebenand
Redakteur Pharmazie