Falsche Argumente |
11.05.2007 14:16 Uhr |
Es ist schon interessant, wie Gehe als deutsche Tochter von Celesio versucht, sich bei den deutschen Apothekern für den Kauf von DocMorris zu rechtfertigen. Fast parallel zum 44. Wirtschaftsforum des Deutschen Apothekerverbandes in Dresden verkündet der Vorsitzende der Stuttgarter Geschäftsführung, André Blümel, auf einer Gehe-Veranstaltung in Berlin: »Im Interesse unserer Kunden haben wir die Marke DocMorris gesichert«. Gehe wolle damit eine weitere Option anbieten und konsequent weiterentwickeln.
Ziel sei es, die zu erwartende Deregulierung des Marktes durch die Einführung eines Lizenzsystems so zu gestalten, dass die inhabergeführte Apotheke eine sichere Zukunft hat. Man habe versucht, die deutschen Apothekerverbände einzubinden. Dann kommt die immer wieder geäußerte Fehleinschätzung, mit der Eröffnung der Filialapotheke von DocMorris in Saarbrücken sei das Fremdbesitzverbot quasi bereits aufgehoben.
Abgesehen davon, dass mir nicht bekannt ist, dass der Deutsche Apothekerverband vom DocMorris-Coup von Celesio vorher unterrichtet wurde, erschließt sich mir die Logik der Blümelschen Argumentation nicht. Mit dem Franchise-Modell DocMorris wird die erste Stufe des Fremdbesitzes eingeläutet.
Die Apotheker, die sich freiwillig oder unter Druck in dieses System begeben, geben ihre Selbstständigkeit für viel Geld auf. Sie verlieren ihre Identität, indem sie vertraglich gezwungen werden, die wesentlich bekanntere Marke, das deutsche »Apotheken-A«, abzumontieren, um unter DocMorris, was in der Bevölkerung mit billig identifiziert wird, zu firmieren.
Damit unterscheidet sich das System DocMorris/Celesio von allen anderen Apotheken- Kooperationen. Die Apothekenkette soll damit vorbereitet werden. Nur so lassen sich auch die Äußerungen Blümels interpretieren, das System DocMorris konsequent weiterzuentwickeln. Eine Sicherung der inhabergeführten Apotheke sieht anders aus. Dass sich der Deutsche Apothekerverband, auch in Dresden, gegen dieses System deutlich artikuliert, wird die Verantwortlichen in Stuttgart nicht wirklich überraschen. Der DAV ist immerhin Inhaber der Rechte am Apotheken-A, das nach wie vor mit der deutschen Apotheke identifiziert wird und einen Bekanntheitsgrad von 100 Prozent in der Bevölkerung hat, weit mehr als DocMorris. Dieses Zeichen sollten und wollen die Apotheker nicht aufgeben. Der DAV will es sicher nicht, denn er tritt tatsächlich für die inhabergeführte Apotheke ein. Gehe/Celesio tun dies mit dem Lizenzsystem DocMorris nicht.
Professor Dr. Hartmut Morck
Chefredakteur