Calcium in den USA kein Standard mehr |
25.04.2018 10:57 Uhr |
Von Annette Mende / Bewegung statt Nahrungsergänzungsmittel: Das empfiehlt die US Preventive Task Force (USPTF) älteren Menschen, um Stürzen und Knochenbrüchen vorzubeugen. Auch wenn die Knochen im Alter generell brüchiger werden, brauchen gesunde Senioren, die nicht in einem Alten- oder Pflegeheim wohnen, demnach keine Nahrungsergänzungsmittel mit Calcium beziehungsweise Calcium und Vitamin D in üblicher Dosis einzunehmen. Bei ihnen sei hinsichtlich der Frakturprävention kein Vorteil durch die Supplementation erkennbar, heißt es in einer Veröffentlichung des Expertengremiums im Fachjournal »JAMA« (DOI: 10.1001/jama.2018.3185).
Unklar sei jedoch noch, ob sich höhere Dosen mit mehr als 400 IE Vitamin D und 1000 mg Calcium täglich positiv auswirken. Das sei denkbar, wobei hierbei auch das Risiko für Nierensteine zu berücksichtigen ist, das unter der Supplementation von Calcium und Vitamin D leicht ansteigt. Für Patienten mit bereits diagnostizierter Osteoporose oder Vitamin-D-Mangel gelten diese Empfehlungen ausdrücklich nicht.
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Etwa 10 bis 15 Prozent der Stürze bei Älteren führen zu einem Knochenbruch, so die USPTF. Sie hatte deshalb eine Autorengruppe um Dr. Janelle Guirguis-Blake vom Center for Health Research in Portland, Oregon, damit beauftragt, die Empfehlungen zur Sturzprävention bei Älteren zu überarbeiten. Das Ergebnis ist ebenfalls im »JAMA« veröffentlicht (DOI: 10.1001/jama.2017.21962).
Auch in dieser Indikation kommt eine Nahrungsergänzung mit Vitamin D prinzipiell infrage, denn Vitamin D wirkt sich positiv auf Muskelstärke und Balance aus. Insgesamt konnten die Autoren jedoch keine eindeutige Evidenz für eine sturzpräventive Wirkung von Vitamin D (mit oder ohne Calcium) finden, im Gegenteil: In einer Studie führte eine Hochdosis-Supplementation von 500 000 IE Cholecalciferol pro Jahr (rund 1400 IE pro Tag) sogar zu einer Zunahme der Sturzrate. Multimodale Interventionen, die das individuelle Risiko des einzelnen Patienten berücksichtigen, sowie vermehrte Bewegung wirkten sich dagegen positiv auf das Sturzrisiko aus. Am überzeugendsten schnitt dabei die Bewegung ab.
Auch die S3-Leitlinie des Dachverbands der Deutschsprachigen Wissenschaftlichen Osteologischen Gesellschaften macht bezüglich des Einsatzes von Nahrungsergänzungsmitteln zurückhaltende Empfehlungen. Demnach sollen alle Menschen ab 60 Jahren zur Osteoporose- und Frakturprophylaxe täglich 1000 mg Calcium aufnehmen. Nahrungsergänzungsmittel sind nur dann eine Option, wenn dies über die Nahrung nicht erreicht wird. Von einem Zuviel wird abgeraten: Mehr als 2000 mg Calcium insgesamt pro Tag sollen es nicht sein. Für den Vitamin-D-Spiegel rät die Leitlinie in erster Linie zur Sonnenlichtexposition. Lediglich Personen mit hohem Sturz und/oder Frakturrisiko, die nur selten in die Sonne kommen, sollen 800 bis 1000 IE Vitamin D3 täglich erhalten. Die Leitlinie befindet sich gerade in Überarbeitung. Eine Neufassung ist für Ende April 2018 angekündigt. /