Integrase-Hemmer weckt Hoffnung |
17.04.2007 10:09 Uhr |
Integrase-Hemmer weckt Hoffnung
PZ / Eine neue Klasse von Aids-Medikamenten hat in klinischen Studien vielversprechende Ergebnisse erbracht. Die Daten präsentierten Wissenschaftler des US-Pharmakonzerns Merck in Westpoint im Fachmagazin »Lancet« (Band 369, Seite 1261).
Das Team um Bach-Yen Nguyen untersuchte den Integrase-Inhibitor Raltegravir (vormals MK-0518). Integrase-Hemmer greifen das Enzym Integrase der Viren an, welches das Virenerbgut in das Erbgut der Zelle einbaut. Dadurch verhindern sie auch die Vermehrung der Viren. Kein bislang verfügbares Aids-Medikament kann dieses Enzym blockieren.
Die Forscher teilten 178 Patienten, die gegen andere Medikamente resistente Viren hatten, in vier Gruppen ein: Eine Gruppe bekam herkömmliche HIV-Medikamente plus Placebo, die anderen drei bekamen statt des Scheinmedikaments drei verschiedene Dosierungen von Raltegravir. Das Virenerbgut im Blut der Raltegravir-Patienten sank im Schnitt um 98 Prozent, in der Kontrollgruppe dagegen nur um 45 Prozent. Die Zahl der entscheidenden Abwehrzellen (CD4-Zellen) stieg in den beiden hoch dosierten Raltegravir-Gruppen deutlich an.
Raltegravir sei von den Patienten gut vertragen worden, berichten die Forscher. Das Medikament könne ein fester Bestandteil der Kombinationstherapie von Patienten werden, die medikamentenresistente Viren haben. In einem Kommentar bescheinigt »Lancet« dem Arzneistoff, eine neue Ära der Aidstherapie eröffnet zu haben. Es müssten jedoch noch mögliche Langzeitfolgen geprüft werden.
Auch auf der Retroviruskonferenz in Los Angeles im US-Bundesstaat Kalifornien berichteten Wissenschaftler vor Kurzem über positive Studienergebnisse im Zusammenhang mit Raltegravir. So erreichten mit einer optimierten Hintergrundtherapie (OBT) und dem Integrase-Hemmer nach 16 Wochen Therapie etwa 60 Prozent der Patienten eine Virusmenge unter 50 HIV-RNA-Kopien pro Milliliter Blut. Ohne Raltegravir waren es nur etwa 30 Prozent. Wenn in der OBT der Fusionshemmer Enfuvirtid und der neue Protease-Hemmer Darunavir enthalten waren, war der Therapieerfolg sogar noch größer. Zudem zeigten erste Studien mit bisher unbehandelten Patienten gute virologische Ergebnisse.