Kombi mit Paracetamol erhöht Plasmakonzentration |
02.04.2014 10:28 Uhr |
Von Andreas Schuchert / Herzrhythmusstörungen können sehr vielfältig sein: von symptomlos bis lebensbedrohlich. Auch die Pathogenese ist sehr verschieden. Danach richtet sich die Behandlung, die als Monotherapie oder als multimodales Therapiekonzept zur Anwendung kommt. Medikamente, vor allem Antiarrhythmika, sind ein Teil im Behandlungs-Puzzle.
Von Rolf Thesen / Die Plasmakonzentration von Phenylephrin kann um das Zwei- bis Vierfache ansteigen, wenn das Sympathomimetikum zusammen mit Paracetamol verabreicht wird. Davor warnen drei Wissenschaftler aus Neuseeland in einem Leserbrief an das »New England Journal of Medicine« (doi: 10.1056/NEJMc1313942).
Zwei der Autoren arbeiten für ein pharmazeutisches Unternehmen, das ein neues Erkältungsmittel entwickeln wollte, eine Fixkombination aus Paracetamol, Ibuprofen und Phenylephrin. Ihnen war bei Cross-over-Studien eine unerwartete pharmakokinetische Interaktion aufgefallen: Es zeigte sich, dass die Gabe von 10 mg Phenylephrin in Kombination mit 1000 mg Paracetamol und 300 mg Ibuprofen zu einer fast vierfach höheren Plasmakonzentration des Sympathomimetikums geführt hatte als die Gabe von Phenylephrin alleine. Die Fläche unter der Konzentrations-Zeit-Kurve (AUC) hatte sich verdoppelt.
Die langfristige therapeutische Strategie bei Herzrhythmusstörungen klären Arzt und Patient im Gespräch.
Foto: Fotolia/ Syda Productions
Im Sinusknoten, der sich im oberen rechten Vorhof in der Nähe zur oberen Hohlvene befindet, bilden sich regelmäßig spontane elektrische Erregungen (Grafik). Diese werden über drei Intranodalbündel in den Vorhöfen zum Atrio-Ventrikulär-Knoten geleitet, der im Normalfall die einzige elektrische Verbindung zwischen den beiden Vorhöfen und den beiden Herzkammern darstellt. Der AV-Knoten verzögert die Überleitung des elektrischen Impulses von den Vorhöfen zu den Herzkammern und blockiert ab einer oberen Frequenzgrenze die Überleitung. In den beiden Herzkammern leitet das spezifische Reizleitungssystem, bestehend aus dem rechten und den beiden linken Tawara-Schenkeln und den Purkinje-Fasern, die Impulse zu den Herzmuskelzellen. Nach einer Phase der Nicht-Erregbarkeit (Refraktärzeit), die nur Millisekunden anhält und die in den verschiedenen Geweben unterschiedlich sein kann, leiten das spezifische Reizleitungssystem und die Herzmuskelzellen den nächsten elektrischen Impuls weiter.
Beschwerden und Diagnostik
Viele Patienten bemerken ihre Herzrhythmusstörungen, weil diese mit erheblichen Beschwerden einhergehen. Häufig sind unregelmäßige Herzschläge, Aussetzer, Pausen, schneller Herzschlag oder Herzrasen oder ein zu langsamer Herzschlag. Herzrhythmusstörungen können auch asymptomatisch sein, das heißt, die Betroffenen nehmen sie nicht wahr. Herzrhythmusstörungen können lebensbedrohlich sein, wenn sie zu einem vorübergehenden Bewusstseinsverlust (Synkope) oder zum plötzlichen Herztod führen.
Es konnte definitiv ausgeschlossen werden, dass Ibuprofen an dieser Zunahme der Plasmakonzentration beteiligt war. Zudem konnten die Wissenschaftler zeigen, dass, wenn man die Dosis von Phenylephrin auf 5 mg halbierte, die zusätzliche Gabe von Paracetamol zu einer ähnlichen Plasmakonzentration führte, als wenn man 10 mg Phenylephrin allein verabreicht hätte. Durch diese erhöhten Phenylephrin-Werte können unerwünschte Wirkungen wie Hypertonie, Schwindel, Zittern, Schlaflosigkeit, Kopfschmerzen, Tachykardie oder Harnretention verstärkt auftreten, sodass Personen mit Herzerkrankungen oder Prostatahypertrophie stärker gefährdet sein könnten als bisher angenommen.
Als Mechanismus für diese Interaktion wird angenommen, dass Phenylephrin durch Sulfatierung in der Intestinalwand metabolisiert wird und Paracetamol diesen Prozess behindert, sodass es in der Folge zu höheren Plasmaspiegeln des Sympathomimetikums kommt. Wenn dem so ist, könnten auch andere Wirkstoffe die Metabolisierung von Phenylephrin behindern. Das würde zum Beispiel auch für Ascorbinsäure (Vitamin C) zutreffen, vermuten die Wissenschaftler.
Weltweit, so auch in Deutschland, enthalten viele frei verkäufliche Arzneimittel zur Behandlung von Erkältung und Grippe Phenylephrin und Paracetamol – zum Teil neben anderen Wirkstoffen wie Ascorbinsäure. Aufgrund der möglichen Gefährdung durch diese bisher nicht bekannte Interaktion halten die beiden Autoren eine weitere Überprüfung durch die Behörden für erforderlich. /