Nur dranbleiben hilft |
12.02.2013 17:43 Uhr |
Pilzinfektionen heilen nie von alleine ab. Zur Behandlung einfacher Mykosen stehen wirksame Arzneimittel in der Selbstmedikation zur Verfügung. Damit Patienten bei der Anwendung alles richtig machen, sollte das Apothekenteam ihnen einige Ratschläge mit auf den Weg geben.
Pilze und ihre Sporen sind allgegenwärtig und gehören daher auch zur normalen Hautflora des Menschen. Wenn diese jedoch aus dem Gleichgewicht gerät, können die Erreger sich stark vermehren und eine Pilzinfektion auslösen. Das passiert relativ oft, wie Dr. Hiltrud von der Gathen, Inhaberin der Ickerner Markt-Apotheke in Castrop-Rauxel, erklärte: »Von 150 Apothekenkunden leiden im Schnitt 45 an Fußpilz.«
Foto: Fotolia/Hans Jürgen Krahl
Weitaus am häufigsten ist dabei die interdigitale Form, die typischerweise mit Juckreiz, Rötung und Schuppenbildung zwischen den Zehen beginnt. Sie ist abzugrenzen von der vesikulös-dyshidrotischen Form, bei der sich an den Fußsohlen juckende Bläschen bilden, und der squamös-hyperkeratotischen Form, bei der sich der Pilz ausgehend von der Fußsohle langsam über die Seiten auf den Fußrücken ausbreitet. »Wegen dieses typischen Musters wird diese Form auch als Mokassin-Mykose bezeichnet«, sagte von der Gathen. Die Haut in den betroffenen Arealen sei zunächst leicht entzündet und schuppig. Da Diabetiker von dieser Form des Fußpilzes besonders häufig betroffen seien, sollten Apotheker hellhörig werden, wenn ein Kunde mit bekanntem Diabetes nach einer Schrundensalbe für die Füße verlangt.
Beratung ist ein Muss
Sowohl die Therapie der Mokassin- Mykose als auch die des vesikulös-dyshidrotischen Fußpilzes gehören in die Hand des Arztes. Dagegen lässt sich die interdigitale Form gut mit OTC-Präparaten behandeln. Azol-Antimykotika wie Bifonazol, Clotrimazol, Econazol oder Miconazol müssen allerdings sehr lange angewendet werden, in der Regel drei bis vier Wochen. »Aus Compliance-Sicht ist das natürlich ein absolutes Desaster«, sagte von der Gathen. Untersuchungen hätten denn auch ergeben, dass Patienten die Mittel im Schnitt bereits nach einer Woche absetzen – Beratung ist also ein Muss.
Eine Alternative mit deutlich kürzerer Behandlungsdauer ist das Allylamin Terbinafin. Salben und Cremes mit diesem Wirkstoff müssen bei Fußpilz nur sieben Tage lang aufgetragen werden. Daneben gibt es als Lamisil® Once auch ein alkoholisches Terbinafin-Gel zur Einmalanwendung. »Als dieses Präparat auf den Markt kam, war die Skepsis groß, ob die einmalige Anwendung tatsächlich effektiv ist«, so von der Gathen. Mittlerweile könne man diese Frage mit einem klaren Ja beantworten. Auch bei diesem Präparat gibt es Beratungsbedarf. So sollten Apotheker ihre Kunden darauf hinweisen, dass diese nacheinander beide Füße behandeln müssen, beginnend mit dem befallenen Fuß. Danach dürfen die Füße 24 Stunden lang nicht gewaschen oder befeuchtet werden.
Bezogen auf die Lebenszeitprävalenz ist Vaginalpilz sogar noch häufiger als Fußpilz. »Drei von vier Frauen erkranken mindestens einmal während ihres Lebens an einer Vaginalmykose«, sagte von der Gathen. Für viele Betroffene sei Scheidenpilz nach wie vor eine Tabuerkrankung, die mit Unsauberkeit in Verbindung gebracht werde. Das sei aber ein Mythos, genauso wie die ebenso häufig vermutete Übertragung durch den Sexualpartner. Anders als früher empfohlen, müsse der Partner daher nicht mitbehandelt werden, solange er nicht selbst Symptome zeige.
Die Erreger sind in den allermeisten Fällen Hefepilze vom Typ Candida, die aus dem Darm durch falsche Analhygiene in die Scheide verschleppt werden. Das Tragen von Slipeinlagen oder Strings begünstigt diese Selbstinfektion. Symptome sind starker Juckreiz, Brennen und Rötung, jedoch kein übel riechender Ausfluss. Frauen, die zum ersten Mal an einer Vaginalmykose leiden, jünger als 18 Jahre sind, mehr als viermal pro Jahr erkranken oder schwanger sind, müssen zum Arzt geschickt werden.
Milchsäure gezielt einsetzen
Alle anderen können die Infektion mit einem OTC-Präparat meist erfolgreich selbst therapieren. Besonders häufig kommen auch in dieser Indikation Azol-Antimykotika zum Einsatz. Dabei sei die Einmalbehandlung mit Clotrimazol der Mehrtagestherapie nicht unterlegen, so von der Gathen. Denn entsprechende Präparate seien mit Milchsäure angereichert, wodurch das Pilzwachstum angeregt und so die Wirkung des fungistatischen Clotrimazols verbessert werde.
Dass Candida ein säureliebender Pilz ist, hat im Übrigen auch Konsequenzen für die unterstützende Therapie. So sind Milchsäure-Präparate zur Wiederherstellung einer gesunden Vaginalflora direkt nach einer überstandenen Pilzinfektion nicht zu empfehlen. Diese sollten laut von der Gathen nur bei Störungen der Scheidenflora unter einer Antibiotikatherapie eingesetzt werden.