Pharmazeutische Zeitung online
Jahresauftakt

Bahr macht wenig Hoffnung

14.02.2012  18:15 Uhr

Von Daniela Biermann, Düsseldorf / Zu ihrem ersten gesundheitspolitischen Jahresauftakt begrüßte die Deutsche Apotheker- und Ärztebank den Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr. Die Vertreter von Apothekern, Ärzten und Zahnärzten nutzen die Gelegenheit, ihre Vorstellungen von der Zukunft des Gesundheitswesens vorzutragen.

»Gemeinsam Qualität in die Zukunft tragen« – unter diesem Motto hatte die Deutsche Apotheker- und Ärztebank (Apobank) vergangenen Montag nach Düsseldorf geladen. Und so betonten alle Redner, dass das deutsche Gesundheitssystem trotz aller Unkenrufe eines der besten der Welt sei. Während Minister Bahr auf die Erfolge der Gesundheitspolitik der schwarz-gelben Koalition hinwies, sparten die Vertreter von Apothekern, Ärzten und Zahnärzten nicht mit Kritik und Mahnungen.

Auf einen Anteil des Überschusses der Krankenkassen sollten sich die Apotheker keine Hoffnungen machen. Bahr will den Überschuss »in die Zukunft investieren und einen Teil an die Versicherten zurückge­ben«. Ein Teil könnte auch in neue Versor­gungsformen fließen. Konkrete Beispiele wie das gemeinsame Zukunftskonzept von Apothekern und Ärzten zum Medikations­management nannte er allerdings nicht.

 

Der Minister versicherte immerhin, dass er es bei den für 2011 und 2012 befristeten Einsparungen belassen werde. Bahr verwies auf die schlechte Finanzlage der Gesetz­li­chen Krankenversicherung, die die FDP vorgefunden habe, als sie 2009 das Gesund­heitsressort übernahm. Aus dem größten Defizit aller Zeiten habe man einen Über­schuss machen können. »Insbesondere die Arzneimittel hatten einen Anteil am ehrgeizigsten Sparprogramm, das eine Regierung je im Gesundheitsbereich durchgeführt hat«, so der Minister. Er bezifferte die jährlichen Einsparungen im Arzneimittelbereich auf 2 Milliarden Euro. Damit stünden dem ambulanten Bereich seit Jahren das erste Mal wieder mehr Mittel zur Verfügung als für das Arzneimittelbudget.

 

Spielball der Regierung

 

ABDA-Präsident Heinz-Günter Wolf verwies auf manche Versprechen, die die Apotheker von der Politik gehört hätten. Insbesondere kritisierte er das »Sonderopfer« in Höhe von 200 Millionen Euro, das die Apotheker leisten mussten – plus den Großteil des eigentlich für die Pharmagroßhändler vorgesehenen Sparbetrags. Gerade beim Abschlag, den die Apotheker den Krankenkassen pro Arzneimittelpackung zahlen müssen, sehen sich die Pharmazeuten als »Spielball der Regierung«. Von der vom Minister versprochenen »Verlässlichkeit und Planbarkeit« haben die Apotheker noch nicht viel gesehen. Laut Wolf befänden sich Ministerium und Apothekervertretung jedoch im konstruktiven Dialog. Thema ist unter anderem eine Reform der Nacht- und Notdienstvergütung. Große Hoffnungen setzen die Apotheker weiterhin in das gemeinsame Zukunftskonzept mit den Ärzten, das in diesem Jahr in einer Modellregion geplant und umgesetzt werden soll. »Das ist eine Weichenstellung für die Zukunft mit einem echten Patientennutzen«, betonte Wolf.

 

Lob gab es für das Versorgungsstrukturgesetz, das Anreize für junge Ärzte setzt, sich auf dem Land niederzulassen. Jetzt fehle noch der entsprechende Anreiz für junge Apotheker, mahnte Wolf. Dr. Carl-Heinz Müller, Vorstandsmitglied der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, wertete das sogenannte »Landarztgesetz« ebenfalls positiv. Wie der Minister zuvor betonte auch Müller die Ansprüche des heilberuflichen Nachwuchses, Familie und Beruf besser vereinen zu können. Viele Berufsanfänger wollten aufgrund der derzeitigen Strukturen nicht mehr als freier Heilberufler, sondern lieber als Angestellte arbeiten.

 

Die Apobank kann auf ein ordentliches Geschäftsjahr 2011 zurückblicken.Vorstandssprecher Herbert Pfennig, kündigte für 2011 eine »angemessene Dividende« an. Auch wenn die anhaltende Finanzmarkt- und Staatsschuldenkrise das operative Ergebnis belaste, schreibe die Apobank wieder schwarze Zahlen. /

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