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Brustkrebs

Schlafstörungen verkürzen Lebenszeit

07.02.2017  13:25 Uhr

Von Brigitte M. Gensthaler, München / Schlafstörungen können die Lebensqualität und die Prognose von Frauen mit metastasiertem Brustkrebs mindern und sollten daher behandelt werden. Neben Entspannungsverfahren, kognitiver Verhaltenstherapie und psychoonkologischer Unterstützung kommen Mistelpräparate zum Einsatz.

»Die Prävalenz von Schlafstörungen in der Onkologie ist sehr hoch«, sagte Dr. Petra Voiß bei einer Pressekonferenz in München. In einer Studie mit knapp 1000 Patientinnen hätten fast 70 Prozent der Frauen direkt nach der Diagnosestellung von Brust- oder Unterleibskrebs über Insomnien geklagt«, so die Internistin von der Abteilung Integrative Onkologie am Brustzentrum der Kliniken Essen-Mitte. (DOI: 10.1200/JCO.2010.33.2247). Eineinhalb Jahre später waren es noch 42 Prozent der Patientinnen mit Brustkrebs und 33 Prozent der Frauen mit Unterleibstumoren.

 

Wie wichtig bei diesen Patientinnen ein guter Schlaf ist, zeigt eine kleine, im Fachjournal Sleep 2014 publizierte Studie: Eine hohe Schlafqualität verlängert das Überleben von Frauen mit fortgeschrittenem Brustkrebs erheblich (DOI:10.5665/sleep.3642). So lag die Überlebenszeit bei Frauen, die gut schliefen, bei knapp 69 Monaten. Hingegen waren es bei Frauen, die schlecht schliefen, nur 33 Monate. Die Studienautoren postulierten, dass bei ausgeprägten Schlafstörungen eine Verbesserung der Schlafeffizienz von 10 Prozent die Überlebenszeit um 32 Prozent verlängern könne.

 

Besserer Schlaf mit Mistel

 

Schlafstörungen sollten daher unbedingt behandelt werden, aber möglichst nicht mit synthetischen Sedativa und Hypnotika, da diese das physio­­lo­gische Schlafprofil negativ beeinflussen können. Als sinnvolle Supportivtherapie zur Schlafregulierung nannte Voiß die Misteltherapie. Laut der Referentin bestätigen die Daten zweier Studien die positiven Effekte von Mistelextrakt auf die Lebensqualität der Patienten, insbesondere auf die Parameter Schlaf, Schmerz und Fatigue. Dies konnte sowohl für Patientinnen mit Mamma­karzinom unter einer adjuvanten Chemotherapie (DOI:10.1155/2014/430518) als auch für Patienten mit fortgeschrittenem Pankreaskarzinom (DOI:10.3238/arztebl.2014.0493) nachgewiesen werden.

Man dürfe Mistelpräparate aber nur Patienten mit soliden Tumoren geben. Ausnahme sind Tumoren oder Metastasen im Gehirn. Aufgrund des erhöhten Risikos perifokaler Ödeme, die sich im gesunden Gewebe rund um den Tumor bilden können, dürfen Mistelzubereitungen bei diesen Patienten nicht oder nur mit großer Vorsicht gespritzt werden. Kontraindiziert sei die Gabe bei akuten Infektionen und Fieber, in der Schwangerschaft, bei aktiven Autoimmunerkrankungen und nicht eingestellter Hyperthyreose, konstatierte Voiß. Leichte Lokalreaktionen an der Einstichstelle und leichter Temperaturanstieg (0,5 bis 1 °C) seien erwünschte Nebenwirkungen. Ist die Dosis individuell zu hoch, könne Fieber auftreten.

 

Des Weiteren sollten Stressbewältigungs- und Entspannungsverfahren wie Akupunktur, Yoga und Bewegungstherapie zum Einsatz kommen. Hilfreich sei zudem eine psychoonkolo­gische Unterstützung. Voiß wies auch auf die Beratung zur Schlafhygiene hin. /

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