Damaszener-Rose und Kapuzinerkresse |
05.02.2013 15:33 Uhr |
Von Brigitte M. Gensthaler / Auffallende Blüten haben beide, aber damit erschöpfen sich schon die Gemeinsamkeiten. Während die eine seit Jahrhunderten prominent ist, rückt die andere 2013 erst richtig ins Rampenlicht: Die Damaszener-Rose und die Große Kapuzinerkresse wurden zu Pflanzen des Jahres bestimmt.
Die Damaszener-Rose ist die Heilpflanze des Jahres 2013. Der Verein zur Förderung der naturgemäßen Heilweise nach Theophrastus Bombastus von Hohenheim, genannt Paracelsus (NHV), würdigt damit laut Pressemeldung »die Vielseitigkeit der Pflanze, ihre harmonisierende Wirkung auf Körper und Seele und ihre sympathische Ausstrahlung«.
Die Kapuzinerkresse ziert viele Vorgärten. Ihre jungen Blätter eignen sich als würzige Zutat zu Salaten.
Foto: Fotolia/Axel Gutjahr
Dagegen setzte der Studienkreis Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzenkunde an der Universität Würzburg auf Bodenständiges und kürte die Große Kapuzinerkresse zur Arzneipflanze des Jahres.
Rosen aus Damaskus
Die Damaszener-Rose ist ein 1,5 bis 3 m hoher Strauch mit biegsamen, bogig abstehenden Zweigen und vielen hakenförmigen Stacheln. Die rosa bis weißen Blüten mit den typischen langen Kelchblättern hängen leicht nach unten. Die Früchte entwickeln sich zu länglichen Hagebutten. Kreuzritter sollen die duftende Rose aus Damaskus nach Europa gebracht haben. Gezüchtet wurde die Sorte vermutlich vor etwa 3000 Jahren in Persien. Damit gehört sie zur Gruppe der alten oder auch historischen Rosen.
Eines der bedeutendsten Anbaugebiete ist heute das sogenannte Tal der Rosen in Bulgarien. Dort wird die halbgefüllte Bulgarische Ölrose angebaut. Vier bis fünf Tonnen Blüten werden für einen Liter Rosenöl benötigt, schreibt der NHV. Das Öl wird in der Regel durch Wasserdampfdestillation oder Extraktion mittels Lösungsmitteln gewonnen. Daneben gibt es die Destillation der Blüten auf Sandelholz nach einer altindischen Tradition.
Mit mehr als 400 Einzelsubstanzen ist das ätherische Öl eine hoch komplexe Mischung, die je nach Ausgangsmaterial und vor allem Herstellungsprozess variiert. Die geringe Ausbeute bei der Rosenölgewinnung erklärt den hohen Preis – und die vielen Verfälschungen.
Plinius der Ältere, Dioskurides, Hildegard von Bingen und Paracelsus: Die Großen der Medizingeschichte schätzten die Rose als Heilmittel. Als heutige Indikation führt der NHV Bronchitis, Hautentzündungen, Geschwüre, Herzrasen und Depressionen auf. Zudem soll Rosenöl »die Genussfähigkeit im Allgemeinen und die Sinnlichkeit im Besonderen« fördern. Wegen seiner pflegenden Effekte wird es auch in Kosmetika eingesetzt.
Nicht zu vergessen sind Rosen und ihre Zubereitungen in der Küche: für Marzipan, kandierte Rosenblüten oder Bowle. Rezepte werden »sub rosa« ausgetauscht – ein alter Ausdruck für vertrauliche Gespräche.
Neophyt mit antibiotischen Kräften
Die Kapuzinerkresse, eine kriechende Pflanze mit leuchtend gelb-orangen bis roten Blüten und fast kreisrunden Blättern, stammt ursprünglich aus den Anden Perus und Boliviens. Sie kam erst nach 1500 nach Europa und gilt daher als Neophyt. Der berühmte Hortus Eystettensis von 1613 zeigt ein Bild der kleinen Kapuzinerkresse.
Die Rose wird auch als Königin der Blumen bezeichnet. Damaszener-Rosen sind besonders schöne Vertreter dieser Gattung.
Foto: Europa-Rosarium Sangerhausen
Zunächst galt sie als Zierpflanze, wurde aber im 18. Jahrhundert gegen Skorbut eingesetzt. Aufgrund ihres hohen Vitamin-C-Gehalts versprach dies durchaus Erfolg. Aus heutiger Sicht noch wichtiger sind die Glucosinolate, die für den scharfen Geschmack verantwortlich sind. In vivo werden sie enzymatisch in Senföle umgewandelt, die die Vermehrung von Viren, Bakterien und Pilzen hemmen und zudem die Durchblutung anregen. Tropaeolum majus L. ist kein Kreuzblütler (Brassicaceae), sondern gehört zur Familie der Kapuzinerkressegewächse (Tropaeolaceae), die wiederum zur Ordnung der Kreuzblütlerartigen (Brassicales) zählt.
In der Volksmedizin wird Kapuzinerkresse bei Infekten der Atem- und der Harnwege eingesetzt. Der Würzburger Studienkreis weist auf große Studien hin, in denen ein Fertigpräparat aus Kapuzinerkressekraut und Meerrettichwurzel bei Patienten mit Rhinosinusitis, Bronchitis und akuter Zystitis wirksam und gut verträglich war. Man hoffe, mithilfe der antimikrobiell wirksamen Senföle den Antibiotika-Verbrauch senken zu können. »So scheint die Kapuzinerkresse noch ein größeres Potenzial zu besitzen, was für die Wahl zur Arzneipflanze des Jahres 2013 mitentscheidend war«, teilt das Gremium mit. /