»Arzneimittel sollten auch teurer werden dürfen« |
08.02.2011 16:00 Uhr |
Von Maria Pues, Bonn / Neu oder alter Hut, Fortschritt oder keiner - diese Fragen lassen sich bei einer erst kurzzeitig eingesetzten Therapie meist nicht unmittelbar entscheiden. Wenn sich jedoch etwas als innovativ erweist, sollte dies auch honorierert werden.
Nicht immer ist es so offenkundig wie beim Omeprazol, erläuterte Professor Dr. Manfred Schubert-Zsilavecz, Universität Frankfurt am Main, in seinem Vortrag anlässlich des »3. Zukunftskongresses öffentliche Apotheke«, der am 5. Februar 2011 in Bonn stattfand. Zusammen mit bestimmten Antibiotika lösten die Protonenpumpenhemmer die sogenannten Billroth-Operationen bei Magenerkrankungen ab, nachdem das Bakterium Helicobacter pylori im saueren Magenmilieu entdeckt worden war. Kostspielige Innovation? Die Arzneitherapie machte die Behandlung letztlich preiswerter, da die teuren Operationen, deren Namen heute kaum noch jemand kennt, überflüssig wurden.
Professor Dr. Manfred Schubert-Zsilavecz, Universität Frankfurt am Main
Foto: PZ/Müller
Omeprazol war der erste Vertreter einer neuen Substanzklasse, mithin eine Sprunginnovation. Wesentlich häufiger sind Schrittinnovationen, die sich durch schrittweise Verbesserung bekannter Arzneimittel auszeichnen. Dies kann zum Beispiel durch Oprimierung der Galenik geschehen, wodurch sich Verfügbarkeit oder Verträglichkeit eines Arzneistoffs verbessern. Auch das könne »aus einem alten Esel ein Springpferd machen«.
Manchmal zeigten Studien jedoch, dass ein neuer Wirkstoff »nur« ebenso gut wirke wie die vorhandene Standardtherapie. Dies gilt zum Beispiel für den Migränewirkstoff Telcagepant im Vergleich mit Triptanen. Kein Fortschritt? Hier müsse man sich die Kontraindikationen der Triptane anschauen, so Schubert-Zsilavecz: zum Beispiel Herzinfarkt, Bluthochdruck, ischämische Herzerkrankungen oder Leberfunktionsstörungen. Auch dass für bislang von einer Behandlung ausgeschlossene Patientengruppen eine wirksame Therapie möglich werde, stelle einen Fortschritt dar. Allerdings sei es fraglich, ob der Wirkstoff nach den neuen Regularien die Zulassung schaffe, sagte Schubert-Zsilavecz.
Den Zusatznutzen neuer Therapien zu zeigen, erfordere praxisnahe Instrumente. Sie zu finden, gestalte sich oft schwierig, so Schubert-Zsilavecz. Und: Ein nachgewiesener Zusatznutzen müsse auch honoriert werden. »Arzneimittel sollten auch teurer werden dürfen.« /