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McKesson kauft Celesio

Übernahme gelingt im zweiten Anlauf

28.01.2014  09:56 Uhr

Von Ev Tebroke / Nun hat es doch noch geklappt: Der US-­Gesundheitsdienstleister McKesson übernimmt den Stuttgarter Pharmagroßhändler Celesio. Die Amerikaner konnten ihre Anteile kurzfristig auf knapp 76 Prozent erhöhen. Damit steht einer Übernahme von Celesio nichts mehr im Wege.

Vergangene Woche hatte McKesson erneut eine Offerte für Celesio vorgelegt und bietet wieder 23,50 Euro pro Aktie. Das entspricht dem zum Ende der ersten Angebotsperiode erhöhten Preis des öffentlichen Übernahmeangebots. Doch diesmal war man schlauer als beim ersten Mal und hatte die von McKesson selbst gesetzte Mindestannahmequote von 75 Prozent der Celesio-Anteile bereits sicher in der Tasche.

 

Einigung mit Singer

 

Zuvor hatte sich Celesio-Großaktionär Haniel mit dem Hedgefonds Elliott des US-Investors Singer geeinigt, dessen Aktienpaket übernommen und so seinen Anteil von bislang 50,01 Prozent auf knapp 76 Prozent aufgestockt. Anschließend veräußerte Haniel diese Gesamtbeteiligung von 129,3 Millionen Aktien für 23,50 Euro pro Aktie an McKesson. Um diesmal auf Nummer sicher zu gehen, hatte McKesson zudem auch die Wandelanleihen von Elliott gekauft.

 

Die Erleichterung darüber, dass der Deal nun doch noch geklappt hat, ist bei allen Beteiligten groß: »Wir freuen uns, dass es McKesson gelungen ist, durch den Kauf unserer aufgestockten Celesio-Beteiligung und weitere parallele Erwerbe die ursprüng­lich geplante Mindestbeteiligung an Celesio zu erreichen«, so der Vorstands­vor­­sitzende von Haniel, Stephan Gemkow. Mit dem Mehrheitserwerb von McKesson an Celesio würden sich beiden Unter­nehmen nun hervorragende Perspek­ti­ven in einem anspruchsvollen, aber auch vielversprechenden Markt eröffnen, heißt es beim Duisburger Familienunternehmen, das mehr als 40 Jahre an dem Stuttgarter Großhändler beteiligt war. Auch Celesio-Vorstandssprecherin Marion Helmes freut sich, dass der Zusammenschluss mit McKesson nun zustande kommt. »Damit schaffen wir eine ausgezeichnete Basis, um profitabel zu wachsen und unsere marktführenden Positionen auszubauen.«

 

Am 13. Januar war der erste Übernahmeversuch überraschend gescheitert, weil McKesson die erforderlichen 75 Prozent der Celesio-Stimmrechte knapp verfehlte: Nach Fristende hatte der US-Konzern nur Zugriff auf 72,33 Prozent. Damals hatte McKesson mit Elliott bis kurz vor Angebotsende um eine Erhöhung der Offerte gepokert. Kurz vor knapp stockte der US-Arzneimittelhändler sein Angebot dann um 50 Cent pro Aktie auf 23,50 Euro auf. Elliott, der sich zu dem Zeitpunkt kurzfristig 23 Prozent Beteiligung an Celesio in Form von Aktien und Wandelanleihen zusammengekauft hatte, willigte daraufhin ein, seine Anteile an McKesson zu veräußern.

 

Doch es sollte nicht ausreichen, wie sich bei der Stimmauszählung bald zeigte. Ohne die Wandelanleihen kamen Haniel und Elliot lediglich auf 65 Prozent der Anteile. Und von weiteren Aktionären gab es leider kaum Unterstützung. McKesson-Chef John Hammergren hatte damals gemutmaßt, dass viele Anleger den Angebotstermin wohl vergessen hätten. Vielleicht hatten sie auch gehofft, im Nachverkauf mehr Geld rauschlagen zu können.

 

Durch die Hintertür

 

Nun hat es durch die Hintertür doch noch geklappt mit der mindestens 6,2 Milliarden schweren Übernahme. Nach Abstimmung mit Celesio hatte die Bundesanstalt für Finanzdienst­leis­tungs­aufsicht (BaFin) die ursprünglich nach Ablauf der Angebotsfrist geltende Ein-Jahres-Sperrfrist aufgehoben und damit den Weg für das erneute Übernahmeangebot frei gemacht. McKesson, bisher nur auf dem amerikanischen und kanadischen Markt tätig, kann sich nun mit einem Schlag als einer der führenden Pharmagroßhändler Europas positionieren. Celesio wiederum bekommt durch die US-Allianz die Möglichkeit, verstärkt zu expandieren und sich so auf dem hart umkämpften Pharmamarkt zu behaupten. Und Haniel kann durch den Verkaufserlös in Milliardenhöhe seine Schulden abbauen und neue Wege gehen. Ende gut, alles gut? Die nächsten Jahre werden zeigen, was die Übernahme für den Pharmagroßhandel im europäischen Markt bedeutet. /

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