Übernahme durch McKesson geplatzt |
14.01.2014 17:21 Uhr |
Von Ev Tebroke / Eigentlich schien es nur noch eine Formsache. Doch dann ist die Übernahme des Pharmagroßhändlers Celesio durch den US-Konzern McKesson überraschend geplatzt. Der Gesundheitsdienstleister scheiterte knapp an der selbst gesetzten Mindestannahmequote von 75 Prozent der Unternehmensanteile.
»Wir sind enttäuscht, dass wir unser Angebot für Celesio nicht erfolgreich abschließen konnten«, teilte der Chef von McKesson, John H. Hammergren, am Montagabend in San Francisco mit. Dabei schien vergangene Woche der rund 6,2 Milliarden Euro schweren Übernahme des Stuttgarter Unternehmens Celesio nichts mehr im Wege zu stehen.
Die geplatzte Übernahme durch McKesson brachte die Celesio-Aktie an der Börse vorübergehend gehörig ins Straucheln.
Foto: imago/blickwinkel
Kurz vor Angebotsende am 9. Januar um 24 Uhr hatte McKesson sein Angebot um 50 Cent pro Aktie auf 23,50 Euro erhöht und so den Hedgefonds Elliott zum Einlenken bewegt. Der US-Finanzinvestor hatte kurzfristig einen entscheidenden Anteil der Celesio-Aktien gekauft, die Übernahme blockiert und eine höhere Offerte verlangt. Doch obwohl Elliott schließlich zum Verkauf bereit war, klappte es nicht. die gewünschten 75 Prozent der Aktienanteile einzusammeln. Inklusive der 50,01 Prozent, die der Mischkonzern Haniel an Celesio hält, gelang nur ein Zugriff auf 72,33 Prozent.
Alternativen gesucht
Für die Amerikaner bleibt Celesio aber auch nach der gescheiterten Übernahme ein Wunschpartner. Der Deutschen Presse-Agentur zufolge sieht Hammergreen ein gemeinsames Joint Venture als Alternative. Und wenn McKesson eine Übernahme unter sinnvollen Bedingungen wieder hinbekomme, werde man es tun, sagte er. Vor einem erneuten Angebot muss der Konzern allerdings eine Sperrfrist von einem Jahr einhalten.
Vorerst bleibt aber alles beim Alten und der Großaktionär Haniel hat bei dem Pharmagroßhändler weiterhin das Sagen. Für das Duisburger Familienunternehmen Haniel ist die gescheiterte Transaktion ein herber Rückschlag. Dem Konzern entgehen durch den geplatzten Verkauf seiner Anteile nicht nur Einnahmen in Höhe von rund 2 Milliarden Euro. Auch der von Haniel-Chef Stephan Gemkow geplante Konzernumbau gerät ins Stocken, denn ein Teil des Erlöses sollte zum Schuldenabbau eingesetzt werden.
Bei Haniel will man laut Gemkow nun in Ruhe die Situation analysieren und alle Optionen prüfen »McKesson wäre ein sehr guter Partner für die weitere strategische Entwicklung von Celesio gewesen«, so der Vorstandschef.
Es wäre in der Tat für alle Beteiligten ein guter Deal gewesen. Der Pharmagroßhändler Celesio hätte mit einem finanzstarken und strategischen Partner auf Expansionskurs gehen können. Nun muss das Unternehmen, das in den letzten Jahren verstärkt mit Umsatzeinbußen zu kämpfen hatte, weiterhin eigenständig auf dem hart umkämpften Pharmamarkt bestehen. »Wir bedauern, dass diese strategisch sinnvolle Transaktion nicht zustande gekommen ist«, sagte Celesio-Vorstandssprecherin Marion Helmes. Unabhängig davon habe Celesio sich aber in den vergangenen Jahren neu ausgerichtet und sei auch als eigenständiges Unternehmen gut und wettbewerbsfähig aufgestellt.
McKesson wiederum, bisher ausschließlich in den USA und Kanada tätig, wäre zusammen mit Celesio auf einen Schlag auch in Europa zum Schwergewicht im Pharmagroßhandel aufgestiegen und hätte es der Konkurrenz gleichgetan. Um im wettbewerbsstarken Pharmamarkt mehr Preismacht zu gewinnen, waren zuletzt auch die US-Unternehmen Amerisourcebergen (Walgreens, Alliance Boots) und Cardinal Health (CVS Caremark Corporation) strategische Einkaufspartnerschaften eingegangen.
Anleger zeigten sich von der gescheiterten Übernahme zunächst schockiert. Die Celesio-Papiere gaben am Montagabend nach Börsenschluss um 16 Prozent nach. Am Dienstag hatte sich die Lage wieder beruhigt. Bei Redaktionsschluss notierte die Aktie bei 22,85 Euro und damit fast beim ursprünglichen Angebotspreis von McKesson. /