Eine Belastung für Haut und Psyche |
27.01.2016 09:23 Uhr |
Von Christina Müller / Rosacea-Patienten sind in der Apotheke meist auf den ersten Blick zu erkennen: Hautrötungen, Papeln und Pusteln im Gesicht verraten die Betroffenen. Viele von ihnen leiden massiv unter der Krankheit. Neben der medikamentösen Therapie hilft hier oft eine gute Beratung weiter.
Rosacea oder auch Couperose ist eine chronisch-entzündliche Hauterkrankung, die vor allem im Gesicht auftritt. Sie verläuft schubförmig und bricht häufig erst im Erwachsenenalter aus. Die Ursache der Rosacea ist bislang nicht geklärt. Experten vermuten, dass etwa Störungen im angeborenen Immunsystem, neuroinflammatorische Mechanismen, ultraviolette Strahlung, lokale Reaktionen auf Mikroorganismen sowie Veränderungen der Gefäß- und Lymphgefäßregulation eine Rolle spielen könnten. Da die Haut von Rosacea-Patienten deutlich dichter mit der Haarbalgmilbe Demodex folliculorum besiedelt ist als die Haut von Gesunden, werden die Spinnentiere als möglicher Auslöser diskutiert.
Makellose Haut ist ein klassisches Zeichen für Schönheit. Entsprechend belastend sind die Symptome der Rosacea wie Papeln und Pusteln für Betroffene.
Foto: Shutterstock/Artem Varnitsin
Menschen mit Rosaceae zeigen meist ein typisches klinisches Bild. Die Krankheit manifestiert sich vor allem an Stirn, Nase, Kinn und Wangen. Auch an das Gesicht angrenzende Hautareale wie Hals, Brust, Rücken und Kopfhaut können betroffen sein. Leitsymptome sind Flush, persistierende Erytheme, Papeln, Pusteln, Lymphödeme sowie oberflächlich sichtbare Kapillargefäße. Die Betroffenen leiden oft unter einem brennenden oder stechenden Gefühl, Hauttrockenheit und Plaques.
Darüber hinaus entwickeln 30 bis 50 Prozent der Menschen mit kutaner Rosacea Entzündungen der Augenlider. Daraus resultiert häufig ein trockenes Auge, das mit einem Fremdkörpergefühl sowie brennenden und tränenden Augen einhergehen kann. Ist der Tränenfilm deutlich beeinträchtigt, führt dies zu wechselnden Sehstörungen wie Verschwommensehen und erhöhter Lichtempfindlichkeit.
In Deutschland leiden etwa 2 bis 5 Prozent der Erwachsenen unter Rosacea. In rund 80 Prozent der Fälle erfolgt eine Diagnose im Alter von 30 Jahren oder später. Frauen erkranken meist ab dem 36. Lebensjahr und haben die höchste Prävalenz im Alter von 61 bis 65 Jahren. Bei Männern nimmt die Krankheitshäufigkeit ab dem 50. Lebensjahr deutlich zu, im Alter von 76 bis 80 Jahren ist bei ihnen die Prävalenz am höchsten. Hellhäutige Menschen sind im Vergleich zum südländischen Typ besonders gefährdet, im Laufe ihres Lebens eine Rosacea zu entwickeln. In seltenen Fällen können auch Kinder betroffen sein.
Cremes, Gele und Lotionen
Laut der aktuellen Leitlinie der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft ist Metronidazol das am häufigsten angewendete topische Rosacea-Medikament. Zur Verfügung stehen Cremes, Gele, Lotionen und Emulsionen in 0,75-prozentiger Konzentration. Der Wirkmechanismus ist nicht abschließend geklärt, wahrscheinlich beruht der therapeutische Erfolg auf antiinflammatorischen oder immunsupprimierenden Effekten.
Bei Rosacea- Patienten zeigen sich vor allem an Wange, Stirn und Nase die charakteristischen entzündlichen Hautveränderungen.
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Auch ein Gel mit 15 Prozent Azelainsäure ist in Deutschland zur Behandlung der Rosacea zugelassen. Hautärzte führen die Wirksamkeit zurück auf die entzündungshemmenden Eigenschaften der Substanz sowie auf eine Normalisierung des Verhornungsprozesses.
Darüber hinaus verordnen Mediziner gelegentlich Permethrin-, Adapalen- und Clindamycin-haltige Zubereitungen. Calcineurininhibitoren wie Tacrolimus und Pimecrolimus kommen ebenfalls zum Einsatz. Benzoylperoxid kann bei unempfindlichen Patienten das Hautbild verbessern, bei empfindlicher Haut zeigt es jedoch einen gegenteiligen Effekt. Zudem erteilte die Europäische Arzneimittelbehörde EMA 2014 dem Brimonidin-haltigen Präparat Mirvaso® die Zulassung zur Behandlung des Rosacea-bedingten Erythems. Seit 2015 ist mit Soolantra® auch ein antiparasitäres Mittel mit dem Wirkstoff Ivermectin auf dem deutschen Markt erhältlich.
Die systemische Therapie sollte gemäß Leitlinie schweren und therapieresistenten Formen der Erkrankung vorbehalten bleiben. Am häufigsten werden Tetrazykline, speziell Doxycyclin und Minozyklin, eingesetzt. Als Alternative – etwa bei Intoleranz gegenüber Tetrazyklinen, Therapieresistenz oder Kontraindikationen wie Schwangerschaft – kommen Makrolide wie Erythromycin, Clarithromycin und Azithromycin infrage. Bei der systemischen Anwendung von Metronidazol sollte der Patient mit Blick auf den sogenannten Disulfiram-Effekt auf den Konsum von Alkohol verzichten.
Die richtigen Kosmetika
In seltenen Fällen verordnen Ärzte auch andere Antibiotika oder das Vitamin-A-Säure-Derivat Isotretinoin. Der Einsatz ist jedoch stets kritisch zu hinterfragen. Die Einnahme von Isotretinoin erfordert aufgrund des embryotoxischen Potenzials zwingend eine sichere Kontrazeption bei Frauen im gebärfähigen Alter. Corticosteroide sind für die Therapie der Rosacea nicht indiziert und können die Erkrankung verschlechtern. Einzige Ausnahme ist die kurzfristige Anwendung bei Rosacea fulminans, der Maximalvariante der Erkrankung, die ausschließlich bei jungen Frauen auftritt. Dabei bilden sich innerhalb weniger Tage bis Wochen große, erhabene Knoten und zahlreiche Pusteln, insbesondere an Stirn, Wangen und Kinn. Sind in erster Linie die Augen betroffen, kann eine lokale Therapie mit Ciclosporin-haltigen Augentropfen oder geligen, lipidhaltigen Tränenersatzmitteln ausreichend sein.
Betroffene sollten eher fettarme Kosmetika verwenden.
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Die Auswahl von Kosmetika nimmt bei Rosacea-Patienten einen hohen Stellenwert ein. Sie sollten möglichst wenig Fett enthalten und gut verträglich sein. Seifenfreie Reinigungsmittel sind zu bevorzugen, da Seifen den pH-Wert der Haut verschieben und so zu Irritationen führen können. Auch Gesichtswasser und andere Präparate, die Menthol, Campher, Natriumlaurylsulfat oder Adstringenzien enthalten, sind für die Betroffenen nicht geeignet. Sie sollten zudem auf einen ausreichenden Schutz vor UVA- und UVB-Strahlung achten.
Abdeckende Foundations und Make-ups verschlechtern eine Rosacea nicht, können sich aber positiv auf die Lebensqualität auswirken. Wasserfeste Kosmetika sollten jedoch nicht verwendet werden, ebenso wie aggressive Reinigungssubstanzen. Bei Augenbeteiligung ist auf eine gründliche Lidrandhygiene zu achten.
Auch wenn keine spezielle Rosacea-Diät empfohlen werden kann, sollten die Patienten Lebensmittel meiden, die zu einer Vasodilatation und Flushsymptomatik im Gesicht führen. Dazu zählen etwa Alkohol, scharf gewürzte Speisen und heiße Getränke. /