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Nägel mit Köpfen

21.01.2015  09:49 Uhr

»Den Worten müssen jetzt Taten folgen«, fordert Andreas Kiefer. Bei der Eröffnung des Pharmacon Schladming drängte der Präsident der Bundesapothekerkammer (BAK) darauf, das Perspektivpapier 2030 so schnell wie möglich umzusetzen (lesen Sie dazu Perspektivpapier: Den Worten folgen Taten). Der Auf- und Ausbau des heilberuflichen Netzwerks, die flächendeckende Versorgung sowie die Aus- und Fortbildung stehen auf der BAK-Agenda. Es ist gut, wenn die BAK das Perspektivpapier so schnell wie möglich umsetzen will. Nach dem deutlichen Votum für das Konzept beim Apothekertag im vergangenen September muss es nun weitergehen, damit kein Vakuum entsteht. Leider gibt die Politik dem Vorhaben zurzeit nur bedingt Schützenhilfe. Sie hat die richtigen Themen, bleibt aber gleichzeitig in den alten Strukturen ­stecken – zum Beispiel beim E-Health-Gesetz.

 

Mit dem Gesetzentwurf hat Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) den Apothekern einen großen Gefallen getan. Jeder Patient, der fünf oder mehr Medikamente gleichzeitig einnehmen muss, soll Anspruch auf einen Medikationsplan haben (lesen Sie dazu E-Health-Gesetz: Klare Regeln für den Medikationsplan). Die Apotheker wünschen dies schon lange. Gemeinsam mit den Ärzten sollen sie nun ein Konzept erstellen. Das ist gut. Noch besser wäre es aber, wenn in dem Gesetzentwurf schon eindeutig geregelt wäre, was Apotheker und was Ärzte in den Medikationsplan schreiben dürfen.

 

Schlecht nachvollziehbar ist es, warum die Politik den Apothekern konsequent ein Engagement in der Gesundheitsvorsorge versagt. Im Entwurf des Präventionsgesetzes kommen die Apotheker nicht vor. Dabei bieten heute bereits viele Apotheken Präventionsleistungen an. Raucherentwöhnung oder die Steigerung der Impfquote sind Angebote, die kein Mensch mit klarem Verstand ablehnen kann. Will man Prävention fördern, muss man den jeweiligen Experten auch die Gelegenheit dazu geben.

 

Auch bei der Austausch-Verbotsliste, eigentlich ein von den Apothekern stark unterstütztes Projekt, gab es Probleme. Mit der Veröffentlichung der Liste im vergangenen Dezember waren die Substitutionsverbote für die Apotheker unmittelbar bindend. Offenbar war weder der Politik noch dem Gemeinsamen Bundesausschuss klar, dass die Apothekensoftware über keine direkte Schnittstelle zum Bundesanzeiger verfügt. Bleibt noch das Hin und Her bei der Abgabe von Ellaone. Über Tage war unklar, ob Apotheker das Notfallkontrazeptivum bereits jetzt ohne Rezept abgeben dürfen.

 

Wenn BAK-Präsident Kiefer von den Apothekern Taten statt Worte fordert, dann müssen diese von der Politik Nägel mit Köpfen verlangen. In den vergangenen Jahren haben Apotheker immer wieder Politiker in ihren Betrieb eingeladen. Es scheint an der Zeit, solche Angebote auszuweiten.

 

Daniel Rücker

Chefredakteur

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