»Flächendeckung nicht zu ersetzen« |
18.01.2017 09:36 Uhr |
Von Daniel Rücker, Schladming / Wie geht es weiter mit den öffentlichen Apotheken in diesem Jahr? Nicht nur die Apotheker, sondern auch die Politik schaut auf den Fortgang des von Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) geplanten Rx-Versandverbots. Der Präsident der Bundesapothekerkammer (BAK), Andreas Kiefer, ist optimistisch, dass der Minister eine Mehrheit für sein Vorhaben erhält. Sicher ist dies aber nicht.
Das Jahr 2017 wird für die Apotheker schwierig, sagte Kiefer bei der Eröffnung des Pharmacons Schladming. Ob 2017 tatsächlich ein Schicksalsjahr für die Apotheker wird, ließ der BAK-Präsident offen. Die Apotheker seien weiterhin bereit, ihre Zukunft selbst zu gestalten. »Wir haben eine tolle Mannschaft«, sagte Kiefer.
Für BAK-Präsident Kiefer gibt es keine Alternative zum Versandverbot.
Foto: PZ/Müller
Zudem gebe es aus der Politik ermutigende Zeichen, dem Rx-Versandverbot zuzustimmen. Sicher sei eine Mehrheit aber noch nicht. Trotz einer Vielzahl von möglichen Strategien aus Politik und Wirtschaft bleibt Kiefer bei seiner Überzeugung, dass nur das Versandverbot den einheitlichen Apothekenabgabepreis garantiert. Zur Gleichpreisigkeit bei verschreibungspflichtigen Arzneimitteln gebe es keine Alternative. Zusammen mit der Niederlassungsfreiheit sei sie die Basis der Arzneimittelversorgung in Deutschland. Wenn dies nicht mehr gelte, dann wäre die Versorgung tatsächlich in Gefahr. Kiefer vertraut darauf, dass die Politik dieses Risiko letztlich nicht eingehen wird. Es gäbe zu viel zu verlieren: »Jeder, der am Sonntagmittag eine Apotheke braucht, findet eine in seiner Nähe und kann sie aufsuchen.« Dieses Gut gelte es zu erhalten. Notdienst und viele andere Gemeinwohlpflichten grenzten wohnortnahe Apotheken von ausländischen Versendern ab, so Kiefer.
Es sei grundsätzlich falsch, einem am Gemeinwohl orientierten System Geld zu entziehen. Für die Finanzierung der Gemeinwohlpflichten sei der Staat verantwortlich. Darunter fielen auch die öffentlichen Apotheken, die über die Arzneimittelpreisverordnung die flächendeckende Arzneimittelversorgung garantierten. Die Aufhebung der Preisbindung für ausländische Versender könnte Kiefer zufolge dieses System massiv gefährden. Er forderte die Politik auf, einzugreifen. »Versand kann Flächendeckung nicht ersetzen«, betonte der BAK-Präsident.
Digitale Ausstattung
Kein Verständnis hat Kiefer für die Behauptung mancher Kritiker, im Zeitalter der Digitalisierung wäre die öffentliche Apotheke ein antiquiertes Geschäftsmodell. Das Gegenteil sei richtig. Kiefer: »Die Apotheken sind schon heute gut digital ausgestattet.« Dank der hohen Innovationskraft der Apotheker stünden diese weiter an der Spitze der Digitalisierung im qualitätsorientierten Arzneimittelversorgungssystem. Weitaus weniger innovativ sei es dagegen, Arzneimittel in Päckchen zu verpacken und in ein anderes Land zu schicken. Dieser antiquierten Form der Arzneimittelversorgung seien die Apotheker mit ihrem Perspektivpapier 2030 weit voraus. Als Goldstandard einer erfolgreichen digitalen Vernetzung zwischen Apotheken und Arztpraxen nannte Kiefer das Projekt ARMIN, die Arzneimittelinitiative Sachsen-Thüringen. /