Kiefer fordert angemessenes Honorar |
BAK-Präsident Andreas Kiefer ist überzeugt: Die Politik sollte stärker auf die Kompetenz der Apotheker setzen. / Foto: PZ/Alois Müller
Der deutsche Apothekenmarkt steht vor großen Umbrüchen. Im Dezember hatte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) Eckpunkte für eine Reform präsentiert, um damit endlich auf ein Urteil am Europäischen Gerichtshof zu reagieren, das ausländische Versender von der deutschen Preisbindung für rezeptpflichtige Arzneimittel freistellt. Der Minister plant nun einen Deckel für die Rabatte der Versandapotheken, ein Rx-Versandhandelsverbot, auf das die Apotheker so sehr gehofft hatten, hingegen nicht. Als eine Art Ausgleich stellt Spahn den Apothekern insgesamt 375 Millionen Euro mehr Honorar in Aussicht, das zu einem großen Teil in pharmazeutische Dienstleistungen fließen soll.
In der vergangenen Woche hatten sich die Apotheker zu diesen Vorschlägen positioniert und eigene Eckpunkte verfasst. Darin machen sie deutlich, dass sie an der Gleichpreisigkeit festhalten und auch gedeckelte Rx-Boni unter keinen Umständen akzeptieren wollen. Sollte dieses Ziel nicht auf anderem Wege zu erreichen sein, wollen sie daher als letzte Mittel am Versandverbot festhalten. BAK-Präsident Kiefer lobte diese Entscheidung. Die Apotheker ließen sich das Rx-Versandverbot nicht einfach von der Politik abkaufen, sagte er bei der Eröffnung des Pharmacon. Dieses Votum habe den Apothekern erheblich den Rücken gestärkt. »Die flächendeckende Versorgung mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln gehört und bleibt in der Hand der Apotheke.«
Positiv sieht der BAK-Präsident die geplante bessere Vergütung pharmazeutischer Dienstleistungen. Hier bestehe erheblicher Nachholbedarf, sagte er. Apotheker könnten weit mehr als die Beratung rund um die Abgabe von Arzneimitteln. »Dieses Potenzial muss stärker genutzt und auch angemessen honoriert werden.« Als Beispiele nannte Kiefer die Medikationsanalyse bei Patienten mit Polymedikation. Hier müsse allerdings zunächst entschieden werden, bei welchen Versicherten diese Leistung abgerechnet werden könne. »Da die zeitlichen Kapazitäten der Apotheker und die finanziellen Ressourcen begrenzt sind, können wir diese Leistung nicht jedem Patienten zugutekommen lassen«, so Kiefer. Hier seien noch einige Fragen offen, über sich die Apotheker mit der Politik und anderen Akteuren austauschen müssten.
Kiefer zufolge könnten zu den Dienstleistungen auch Angebote gehören, bei denen Apotheker den Kunden selbst aufsuchten. Zudem sei der Bedarf an Fernbehandlung sehr groß. Voraussetzung für solche neuen Angebote müsse allerdings zwingend die Apotheke selbst sein. »Wir Apotheker werden in Zukunft noch enger am Patienten arbeiten«, kündigte der BAK-Präsident an.