Tetrabenazin|Nitoman®|70|2007 |
Temmler Pharma
25 mg Tabletten
Nitoman ist zugelassen zur Behandlung von hyperkinetischen Bewegungsstörungen bei Chorea Huntington sowie von mittelschweren und schweren Spätdyskinesien, die auf andere Therapien nicht angesprochen haben.
Tetrabenazin hemmt reversibel den vesikulären Monoamin-Transporter 2 (VMAT2). Infolgedessen kommt es zu einer Verarmung an Dopamin in den präsynaptischen Vesikeln, die nachfolgende Erregungsleitung ist vermindert. Die präsynaptische Wirkung ist somit nicht mit den bislang verfügbaren Dopamin-Antagonisten vergleichbar.
Die empfohlene Anfangsdosis ist 25 mg Tetrabenazin dreimal täglich, wobei langsam und einschleichend aufdosiert werden sollte. Die Zieldosis bei der Therapie choreatischer Bewegungsstörungen liegt bei 75 bis 100 mg und kann bis zu einer Maximaldosis von 200 mg gesteigert werden. Bei der Therapie von Spätdyskinesien ist von der Zieldosis 50 mg auszugehen, die einer zweimal täglichen Gabe entspricht. Nitoman kann unabhängig von den Mahlzeiten eingenommen werden.
Da CYP-2D6 am Metabolismus von Tetrabenazin beteiligt ist, könnten Inhibitoren dieses Enzyms zu einer längeren Verweildauer des Metaboliten führen. Tetrabenazin ist seinerseits ein Inhibitor von CYP-2D6 und kann daher die Plasmaspiegel von Arzneistoffen erhöhen, die über dieses Enzym abgebaut werden.
Häufigste Nebenwirkungen waren Benommenheit, Depression und Parkinson-Symptome.
Die Liste der Gegenanzeigen ist lang. So darf Nitoman unter anderem bei unbehandelten oder unzureichend behandelten Depressionen, prolaktinabhängigen Tumoren oder akuter Suizidgefahr sowie in der Stillzeit nicht angewendet werden. Ebenfalls kontraindiziert ist die gleichzeitige Gabe von Monoaminoxidase-Hemmern.
Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Inhaltsstoffe ist das Arzneimittel kontraindiziert.
Die Zulassung von Nitoman beruht auf einer randomisierten Doppelblindstudie mit 84 Chorea-Huntington-Patienten. Bei 54 von ihnen wurde die Dosis von Tetrabenazin über einen Zeitraum von bis zu sieben Wochen bis 100 mg/Tag titriert, bis der gewünschte Effekt erreicht war oder nicht tolerable Nebenwirkungen auftraten. 30 Patienten erhielten Placebo. Primäres Zielkriterium war die Änderung des Chorea-Scores der „Unified Huntington’s Disease Rating Scale“ (UHDRS) im Vergleich zum Basiswert. Während in der Placebogruppe nur 20 Prozent einen Rückgang des Scores von mindestens drei Punkten hatten, waren dies in der Tetrabenazin-Gruppe 69 Prozent. Am Ende der Beobachtungszeit wurden 49 Patienten der Verumgruppe weiterhin mit Tetrabenazin behandelt. Bei 27 der 49 Patienten blieb die Dosis unterhalb der zulässigen Höchstdosis von 200 mg.
Chorea Huntington, im Volksmund auch als Veitstanz oder Tanzwut bekannt, ist eine neurologische Erbkrankheit mit Bewegungsstörungen und Demenz. Klinisch manifestiert sich die Krankheit meist zwischen dem 40. und 50. Lebensjahr mit psychischen Veränderungen, die sich häufig zu einer Depression entwickeln. Später treten Demenz sowie die charakteristischen hyper- und hypokinetischen Bewegungsstörungen auf.
Nitoman ist bei Temperaturen nicht über 30 °C zu lagern.
Nitoman ist verschreibungspflichtig.
Tetrabenazin
Die dreidimensionale Strukturformel können Sie mit einem kostenlosen Zusatzprogramm aus dem Internet, zum Beispiel Cortona von Parallelgraphics, ansehen (externer Link).
Deutsche Huntington Hilfe:
Die Anwendung von Tetrabenazin in der Schwangerschaft sowie bei Frauen im gebärfähigen Alter, die nicht adäquat verhüten, wird nicht empfohlen. Tetrabenazin ist während der Stillzeit kontraindiziert.
Letzte Aktualisierung: 30.11.2015