Angriff auf die Lunge |
Im Bereich der Rheumatologie zählt Methotrexat zu den am häufigsten verordneten Arzneistoffen unter den DMARD (disease-modifying anti-rheumatic drug). In der Pneumologie ist Methotrexat in der Sarkoidose-Therapie ein wichtiger Wirkstoff zur steroidsparenden immunsuppressiven Kombinationstherapie. Zahlreiche Beobachtungsstudien und Fallberichte legten einen Zusammenhang mit dem vermehrten Auftreten interstitieller Lungenerkrankungen nahe.
In den letzten Jahren hat sich jedoch gezeigt, dass die Gefahr einer Lungenschädigung unter Methotrexat weitaus geringer ist als angenommen. Vor allem zwei große Studien, eine Registerstudie aus Dänemark mit mehr als 30.000 Patientendaten sowie eine Fallkontrollstudie mit 1223 Patienten, haben ergeben, dass das Risiko einer pulmotoxischen Nebenwirkung nicht erhöht ist (38, 39). Die Daten deuten eher darauf hin, dass die Entstehung einer interstitiellen Lungenerkrankung leicht verzögert ist.
Warum steht Methotrexat überhaupt im Verdacht, Nebenwirkungen an der Lunge zu verursachen? Dies könnte daran liegen, dass interstitielle Lungenerkrankungen bei Patienten mit rheumatoiden Erkrankungen mit 5 bis 10 Prozent recht verbreitet sind.
Burkhard Kleuser studierte Chemie und Lebensmittelchemie sowie Biochemie und Molekularbiologie an den Universitäten Wuppertal und Hamburg. Nach seiner Promotion 1994 und seiner Postdoktorandenzeit am Medical Center, Georgetown University, Washington D.C., USA, war er von 1997 bis 2002 als wissenschaftlicher Assistent und Oberassistent am Institut für Pharmazie der Freien Universität (FU) Berlin tätig, bevor er sich 2002 habilitierte und auch die Lehrbefähigung für das Fach Pharmakologie und Toxikologie erhielt. Kleuser wurde 2006 zum Professor (W2) für Pharmakologie und Toxikologie an die FU Berlin berufen. Von 2009 bis 2020 bekleidete er den Lehrstuhl für Toxikologie am Institut für Ernährungswissenschaften der Universität Potsdam. Seit August 2020 leitet er die Abteilung Pharmakologie und Toxikologie am Pharmazeutischen Institut der FU Berlin.