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Arzneistoffe

Angriff auf die Lunge

Weit mehr als 1000 Arzneistoffe können zu Nebenwirkungen an den Atmungsorganen führen. Erste Symptome wie Husten und Atemnot sind sehr unspezifisch und machen es oft schwierig, eine medikamentös induzierte Lungenerkrankung zu erkennen.
Burkhard Kleuser
18.07.2024  09:00 Uhr

Vielfältige Pathomechanismen

Verschiedene Mechanismen können an der Entstehung von Nebenwirkungen an den Atmungsorganen beteiligt sein. Häufig sind diese spezifisch auf die Lunge begrenzt, aber auch Schädigungsmuster mit Beteiligung weiterer extrapulmonaler Organe können auftreten. Neben einer direkten Toxizität des Arzneistoffs oder seiner Metaboliten kann es vor allem zu immunologisch vermittelten Reaktionen an der Lunge kommen.

Nicht selten ist eine zytotoxische Wirkung von Arzneistoffen auf die Bildung von reaktiven Sauerstoffspezies zurückzuführen, deren Entstehung durch einen hohen Sauerstoffgehalt begünstigt wird. Dieser ist naturgemäß in der Lunge sehr hoch: Mindestens 10.000 Liter Luft strömen jeden Tag ganz automatisch durch unser Atmungsorgan. Mit der Luft werden jedoch auch Stäube, Bakterien, Viren und Allergene aufgenommen. Die Lunge reagiert darauf mit der Bildung von proinflammatorischen Mediatoren und einer Aktivierung des Immunsystems. Tatsächlich können Alveolarepithelzellen zahlreiche proinflammatorische Zytokine bilden (5).

Auch finden sich zahlreiche Immunzellen in der Lunge. Neben Makrophagen in den Alveolen und im Interstitium kommen in der Lunge dendritische Zellen und lungenspezifische innate lymphoide Zellen vor, die einer ersten Infektabwehr dienen (6). Zahlreiche Arzneistoffe können proinflammatorische Signalwege verstärken und damit immunologische Reaktionen fördern oder sogar erst auslösen.

In vielen Fällen induzieren Arzneistoffe selbst allergische Immunreaktionen. Meist stellen die Medikamente oder ihre Metabolite ein Hapten dar, das nach Bindung an ein Protein zum Vollantigen wird. Bei Reaktionen vom Soforttyp (Typ-I-Allergie) kommt es zur IgE-Bildung und bei einem Zweitkontakt zu einer Aktivierung von Mastzellen. Die Ausschüttung von Histamin, Leukotrienen und weiteren Mediatoren führt an der Lunge zu Bronchokonstriktion, Angioödemen und Atemnot.

Dagegen ist die Typ-IV-Allergie durch eine Aktivierung von T-Lymphozyten gekennzeichnet, die mit einer Entzündungsreaktion und der Infiltration weiterer Immunzellen verknüpft ist. Vor allem die Ansammlung von Eosinophilen in der Lunge ist hier charakteristisch. Gerade im Hinblick auf allergische Reaktionen mehren sich die Hinweise, dass eine genetische Prädisposition für die medikamentös ausgelösten Nebenwirkungen an der Lunge existieren könnte (7).

Schließlich können Arzneistoffe auch unmittelbar, also ohne dazwischengeschaltete Immunreaktion, Mastzellen aktivieren. Die klinischen Erscheinungsbilder mit Bronchokonstriktion und Angioödem-Bildung ähneln sehr den echten immunologisch bedingten Typ-I-Allergien und werden daher als Pseudoallergien bezeichnet.

Tatsächlich ist auch die Lunge ein metabolisch aktives Organ. Die Gesamtkonzentration der Enzyme der Cytochrom-P450-Superfamilie beträgt hier etwa 10 Prozent der Konzentration in der Leber (8). Allerdings besitzt die Lunge ein sehr individuelles Cytochrom-P450-Isoenzym-Muster, sodass sich die Metabolisierung von Arzneistoffen doch sehr von der hepatischen Umwandlung unterscheiden kann. Zudem besteht auch hier die Möglichkeit der Induktion oder Inhibition der Cytochrom-P450-Enzyme durch eine Komedikation.

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