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Digitale Gesundheitsdienste

Amazon startet neue Offensive in der Telemedizin

Der Handelsriese Amazon dringt weiter in den US-amerikanischen Gesundheitsmarkt vor. Nur wenige Wochen nachdem dort ein groß angelegtes Gesundheitsprojekt gescheitert ist, hat die Unternehmenstochter Amazon Care angekündigt, ihre eigenen digitalen Gesundheitsdienste künftig auch anderen Unternehmen in den USA anzubieten. Amazon setzt dabei auf eine Mischung aus ärztlicher Online- und Vor-Ort-Betreuung.
Cornelia Dölger
19.03.2021  15:00 Uhr

Dass Amazon in den US-Gesundheitsmarkt einrücken möchte, ist nicht neu, vielmehr sind die Aktivitäten des Tech-Giganten vielfältig und ambitioniert. Etwa brachte der Konzern mit Amazon Pharmacy dort voriges Jahr eine Online-Apotheke an den Start, betreibt zudem mit Partnern Kliniken, allerdings ausschließlich für seine Mitarbeiter. In der Corona-Pandemie häufen sich allgemein die Patientennachfragen nach virtuellen Arztbesuchen – ein Zug, auf den Amazon nun aufspringen will, indem er die Gesundheitsdienstleistungen seiner Tochter Amazon Care ausweitet, wie unter anderem das »Handelsblatt« und »Wallstreet online« berichten. Ab Sommer soll Amazon Care demnach für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei Amazon USA geöffnet werden, zudem will der Konzern seine Gesundheitsdienstleistungen noch in diesem Jahr anderen Unternehmen in den USA zur Verfügung stellen. 

Bei denen stößt das Angebot Amazon Care zufolge auf große Resonanz, insbesondere weil die medizinische Betreuung auf ein hybrides Modell aus digitalen und persönlichen Arztbesuchen setze. »Sie können den gleichen Betreuer sehen, ein Behandlungsteam, sodass eine Gruppe von Fachleuten Sie wirklich kennenlernt«, zitiert das »Handelsblatt« die werbende Ansprache von Amazon-Care-Direktorin Kristen Helton im US-Sender CNBC. Letztendlich könne Amazon Care, so Helton weiter, auch den Hausarzt ersetzen und chronisch Kranke begleiten. 

Plattformen mit verschiedenen medizinischen Dienstleistungen

Auch Analysten werten das Angebot demnach als vielversprechend. Viele Unternehmen suchten nach solchen Plattformen, die verschiedene medizinische Dienstleistungen anbieten könnten; bislang seien die Formate eher auf die Versorgung von Notfällen beschränkt. 

Erst zu Beginn des Jahres musste Amazon bei seinen Wachstumsbestrebungen in den lukrativen Gesundheitssektor einen Dämpfer hinnehmen. Die Partner des US-Gesundheitsprojekts »Haven« – neben Amazon waren dies die Großbank JP Morgan und die Holding Berkshire Hathaway – mussten ihre ehrgeizigen Pläne aufgeben, mit ihrem gemeinsamen Vorhaben den US-Gesundheitsmarkt umzuwälzen. »Haven« sollte eine eigene Krankenversicherung mit einem digitalen Ärztesystem samt direktem Zugang zu Medikamenten aufbauen. Man wollte damit eine günstige Alternative zum überteuerten Gesundheitssystem in den USA schaffen, zunächst nur für die Mitarbeiter der beteiligten Firmen und später als Vorbild für das ganze Land. Doch die Hoffnungen wurden enttäuscht; Ende Februar lösten die Beteiligten das Gemeinschaftsprojekt auf. Gründe für das Aus nannten sie nicht.

 

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