Alle zwei Monate zwei Spritzen |
Sven Siebenand |
16.04.2021 11:00 Uhr |
Cabotegravir wird in der Erhaltungstherapie alle zwei Monate intramuskulär injiziert. Für die Einleitungsphase wird es ab Mai aber auch ein oral applizierbares Vocabria-Präparat geben. / Foto: ViiV Healthcare
Zugelassen ist die Kombinationstherapie zur Behandlung einer HIV-1-Infektion bei Erwachsenen, die auf einem stabilen antiretroviralen Regime virologisch supprimiert sind (HIV-1-RNA < 50 Kopien/ml). Die Patienten dürfen keine gegenwärtigen oder historisch dokumentierten Resistenzen gegenüber nicht-nukleosidischen Reverse-Transkriptase-Inhibitoren (NNRTI) oder Integrase-Inhibitoren (INI) aufweisen und es darf unter diesen Wirkstoffklassen in der Vergangenheit zu keinem virologischen Versagen gekommen sein.
Wie bei einer Pressekonferenz von ViiV Healthcare, dem Anbieter des Cabotegravir-haltigen Medikaments Vocabria® erläutert wurde, müssen Ärzte bei der Umstellung von Patienten ein bestimmtes Therapieschema einhalten: Zur Beurteilung von möglichen Nebenwirkungen und der Verträglichkeit, sollte die Behandlung mit einer oralen Einleitungsphase (mindestens 28 Tage) beginnen. Dabei werden die Wirkstoffe Cabotegravir und Rilpivirin (Edurant®, Janssen) jeweils täglich eingenommen. Cabotegravir wird in einer Dosis von 30 mg, Rilpivirin in einer Dosis von 25 mg verabreicht. Im zweiten und dritten Monat folgt die Initiierungsphase, in welcher Cabotegravir und Rilpivirin (Rekambys®, Janssen) einmal monatlich intramuskulär in je eine Gesäßseite durch medizinisches Fachpersonal appliziert werden. Dabei werden 600 mg Cabotegravir und 900 mg Rilpivirin verabreicht. Ab dem fünften Monat erfolgen die Injektionen in diesen Dosierungen dann alle zwei Monate.
Patienten können die Injektionen während der Erhaltungsphase bis zu sieben Tage vor oder nach dem Zieldatum für die zweimonatlichen Injektionen erhalten. Bei der Anwendung der Injektion sollte das medizinische Fachpersonal den Body-Mass-Index (BMI) des Patienten berücksichtigen, um sicherzustellen, dass die Nadellänge ausreicht, um den Gluteus-Muskel zu erreichen.
Zur Anwendung der Injektionstherapie bei antikoagulierten Patienten, die zum Beispiel einen Vitamin-K-Antagonisten oder einen NOAK einnehmen, äußerte sich Dr. Hans Jäger, Mediziner aus München, bei der Pressekonferenz wegen der tiefen intramuskulären Injektion zurückhaltend. Möglicherweise gebe es eines Tages auch eine subkutane Darreichungsform der Wirkstoffe, die sich dann für dieses Patientenkollektiv besser eignen würde.