Achtsamer Umgang mit zarter Babyhaut |
Empfindliche Babyhaut kann allergisch auf Inhaltsstoffe in Pflegeprodukten reagieren. Vom allergischen Ekzem abzugrenzen ist das atopische Ekzem (Neurodermitis), eine Überreaktion des Immunsystems mit schubartigen Entzündungen, die sich schon früh ab dem zweiten oder dritten Lebensmonat zeigen kann. Betroffen sind vor allem Gesicht und Kopf (Milchschorf), aber auch die Streckseiten der Arme und Beine sowie Hände und Fußrücken.
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Eine Mutter fragt nach speziellen in der Apotheke hergestellten Pflegeprodukten für ihr Neugeborenes. Es gibt keine einheitliche und umfassende Liste für auf Babyhaut geprüfte Inhaltsstoffe. Pflegeprodukte für Babys sind keine Arzneimittel, sondern Kosmetika nach EU-Verordnung.
Als Basistherapeutikum eignet sich Unguentum leniens oder Kühlcreme DAB (DAC/NRF). Indikationen sind akute oder atopische Dermatitis sowie Pruritus. Nicht geeignet ist die lipophile weiche Creme bei seborrhoischem Ekzem und akuten Entzündungen. Der Kühleffekt auf der Haut entsteht durch die Verdunstung von Wasser. In der Apotheke kann Unguentum leniens (Rezepturgrundlage) bei Raumtemperatur aufbewahrt werden. Die emulgatorfreie unkonservierte Creme ist vier Wochen haltbar. Moisturizer wie Glycerin können eingearbeitet werden.
Nicht zu empfehlen für Babys sind folgende Substanzen:
Symptome des atopischen Ekzems sind starke Trockenheit mit geschwächter Barrierefunktion der Haut. Die Kinder leiden unter extrem juckenden geröteten Papeln, nässenden Hautabschürfungen und Krusten. Bakterielle Superinfektionen sind möglich. Nachts hindern Baumwollhandschuhe und ein Neurodermitis-Overall das Baby am Kratzen. Die Fingernägel sollten kurz geschnitten werden.
Zu empfehlen sind dem Hautzustand angepasste Basistherapeutika (fette Salbengrundlagen auf trockener Haut oder hydratisierende Öl-in-Wasser-Emulsionen bei weniger trockener Haut). Ein Zusatz von Allantoin, Nachtkerzensamenöl oder Glycerin stabilisiert die Hautfeuchte, während Harnstoff beim Baby zu Irritationen und Brennen führt.
Topische Glucocorticosteroide (Fluticasonpropionat, Methylprednisolonaceponat) wirken antientzündlich und sollten niedrig dosiert nur wenige Tage angewandt werden. Deren Resorption ist unter okklusiven Bedingungen (Windelbereich) erhöht. In schweren Einzelfällen kommen off Label topische Calcineurin-Inhibitoren zum Einsatz. Die juckreizstillende Wirkung von Rezepturen mit Polidocanol ist durch kontrollierte klinische Studien nicht belegt (9).
Für das rezeptfreie Hydrocortison in Dermatika gilt eine Altersbeschränkung ab sechs Jahren. Da die Haut von Babys und Kindern sehr durchlässig und die schützende Hornschicht noch dünn ist, kann es bei unsachgemäßer Anwendung zu systemischen Nebenwirkungen kommen, schlimmstenfalls mit Auswirkungen auf Wachstum und Entwicklung des Kindes. Die Corticoid-Anwendung bei Babys gehört daher ausschließlich in ärztliche Hand.
Die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin rät wegen des ungünstigen Nutzen-Risiko-Profils von der systemischen Behandlung mit Antihistaminika der ersten Generation (Doxylamin, Diphenhydramin, Dimenhydrinat) ab; das sollte in der Apotheke beachtet werden. Für Dimetinden-Lösung gilt die Faustregel: 1 Tropfen pro kg Körpergewicht, Minimaldosis fünf Tropfen, Maximaldosis 30 Tropfen. Antihistaminika der zweiten Generation, verfügbar als Saft oder Tropfen, sind zugelassen ab einem Jahr (Desloratadin und Cetirizin; Levocetirizin erst ab zwei Jahren), können aber vom Arzt auch (off Label) für Säuglinge verordnet werden.