Achtsamer Umgang mit zarter Babyhaut |
Milchschorf und Kopfgneis: Irrtümlicherweise wird oft angenommen, dass beide Begriffe denselben Hautzustand beschreiben.
Kopfgneis ist eine Form der seborrhoischen Dermatitis. Es handelt sich um eine nicht ansteckende, harmlose Hauterkrankung in den ersten drei bis vier Lebensmonaten. Als Ursache wird ein Überschuss an mütterlichen Androgenen im Blut des Neugeborenen vermutet, die die Talgproduktion der Kopfhaut anregen. Mit dem Abbau dieser Hormone verschwindet die Erkrankung. Eine genetische Komponente oder eine lokale Entzündung, möglicherweise durch die Besiedlung mit dem Hefepilz Malassezia furfur, werden als weitere Auslöser diskutiert. Kopfgneis mit weicher, weißlich-gelblicher, meist fettiger Schuppenkruste verursacht selten Beschwerden.
Der oft stark juckende Milchschorf mit gelblich-brauner Schuppenbildung gehört zum atopischen Formenkreis, tritt in der Regel nach dem dritten Lebensmonat auf und kann Vorbote einer Neurodermitis sein. Die Haut ist deutlich gerötet, nässend und oft blutig gekratzt. Superinfektionen durch Bakterien oder Pilze sind durch Kratzen oder unvorsichtiges Entfernen der Schuppen möglich.
Das Apothekenpersonal sollte den Eltern raten, die von Milchschorf oder Kopfgneis betroffenen Stellen mit Ölen (Mandel- oder Olivenöl) vorsichtig aufzuweichen. Bei starkem Juckreiz ist ein Arzt hinzuzuziehen.
Die Windelregion des Babys bedarf der besonderen Aufmerksamkeit. Okklusiv wirksame Windeln, Stuhl und Urin schaden der empfindlichen Hautbarriere, die mit Irritation reagiert. Zur Reinigung reichen Wasser oder Feuchttücher, frei von Alkohol, Farb- und Duftstoffen. Stuhlreste lassen sich mit Babyöl entfernen. Die Windeln sollten alle vier Stunden gewechselt werden. Vorbeugend wirkt täglich eine windelfreie Zeit mit viel Luft an der Analregion.
Bei Windeldermatitis sind Dermatika mit austrocknendem und desinfizierend wirksamem Zinkoxid (Pasta zinci mollis DAB) Mittel der Wahl. Windelsoor (Superinfektion durch C. albicans) zeigt sich durch Rötung, häufig mit einem weißlichen Rand, und kleine Schuppen. Oft ist es nicht einfach, Windeldermatitis und Windelsoor eindeutig zu unterscheiden. Daher verordnen Kinderärzte oft auch allgemein bei entzündeter Windelregion ein Antimykotikum. Bei Trinkproblemen ist auch an Mundsoor zu denken. Der Pilzbefall wird mit Nystatin- oder Miconazol-haltigen Externa, oft kombiniert mit Zinkoxid, behandelt.
Ist die Haut stark gerötet, geschwollen oder kommen gar Bläschen und Pusteln hinzu, sollte das Apothekenpersonal auf die notwendige Differenzialdiagnose hinweisen (Tabelle 2).
Erkrankung | Ursache | Symptome | Behandlung |
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Kontaktekzem | irritativ: Stuhl, Urinallergisch: Inhaltsstoffe von Windeln, Feuchttüchern und Pflegeprodukten | Rötung, Juckreiz | Weglassen allergischer Reizstoffe, Windelwechsel alle vier Stunden, viel Luft an die Pohaut |
seborrhoisches Ekzem | Infektion mit dem Hefepilz Malassezia | Schuppen und Krustenbildung mit geröteter Haut, selten Juckreiz | Miconazol |
atopisches Ekzem | genetische Veranlagung | Rötung, Ekzeme, Juckreiz, Unruhe | Basispflege,akut: niedrig dosierte Corticoidsalbe |
Psoriasis | genetische Veranlagung | schuppiges Erythem,Rötung und Nässen in den Falten, Juckreiz, Unruhe | Basispflege,akut: niedrig dosierte Corticoidsalbe |
Scabies | Milben (Sarcoptes Scabiei) | starker Juckreiz, Pusteln, Körperhaut meist mitbetroffen | stationäre Behandlung |
Candida | Candida albicans | meist Folge einer Windeldermatitis,Rötung von weißem Rand umgeben | Nystatin, Miconazol, beide Wirkstoffe auch mit Zinkoxid kombiniert |
Streptokokken-Infektion | Halsentzündungen (Familienanamnese) | Erythem, Fissuren, Juckreiz, Schmerzen | Amoxicillin mit Clavulansäure, altersgerecht dosiert |
Lichen sclerosus | Autoimmunerkrankung | Rötung, im Verlauf porzellanweiße Verfärbung, Atrophie, weiße flechtenartige Flecken | niedrig dosierte Corticoidsalbe |
Kawasaki-Syndrom | Autoimmunerkrankung, systemische Vaskulitis | Rötung und Ödeme im Windelbereich, schuppige Haut, Fieber | Antipyretika, Immunglobulin |