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Sputnik V

Zweifel an Studiendaten nicht ausgeräumt

Gegen Kritik an der Publikation mit den Phase-I/II-Daten des russischen Pandemie-Impfstoffs Sputnik V wehren sich die Entwickler: Alle Daten seien in Experimenten gewonnen und kontrolliert worden. Die Primärdaten veröffentlichen sie aber nicht.
Christina Hohmann-Jeddi
24.09.2020  16:00 Uhr

Die ersten Daten zu Russlands Covid-19-Impfstoff »Sputnik V« wurden am 4. September im Fachjournal »The Lancet« veröffentlicht. Allerdings fielen einigen Wissenschaftlern Merkwürdigkeiten in der Publikation auf. Professor Dr. Enrico Bucci von der Temple University in Philadelphia und weitere Wissenschaftler wiesen wenige Tage nach der Veröffentlichung in einem Brief auf Auffälligkeiten in den Daten hin, die auf eine Manipulation hindeuten könnten

Dazu nahm Denis Logunov, einer der stellvertretenden Direktoren des Moskauer Gamaleya-Instituts, in einem im Lancet veröffentlichten Brief Stellung: »Wir möchten betonen, dass alle präsentierten Daten in Versuchen gewonnen und doppelt kontrolliert wurden.« Die von Bucci und Kollegen beobachteten Doppelungen in den Daten seien zufällig entstanden und auf die niedrige Probandenzahl pro Studienarm zurückzuführen. Logunov und Kollegen versichern, die Primärdaten auf Anfrage zur Verfügung zu stellen – über eine sichere Online-Plattform und falls die Anfrage bewilligt würde. Laut Informationen des Nachrichtenmagazins »Der Spiegel« haben die Forscher um Bucci eine entsprechende Anfrage gestellt, um Einsicht in die Daten zu erhalten.

Die Registrierung des Impfstoffs am 11. August als ersten Covid-19-Impfstoff weltweit zur Nutzung außerhalb von Studien hatte für Aufsehen gesorgt, da sie vor Beginn einer Phase-III-Studie und vor der Veröffentlichung der Phase-I/II-Daten erfolgte. Wie die Wissenschaftler um Logunov nun einräumen, sind die im Lancet-Artikel vorgestellten Phase-I/II-Studien ebenfalls noch nicht abgeschlossen. Man habe aber genug Zeit gehabt, fast einen Monat, um die Blutproben zu nehmen, zu analysieren und das Manuskript für die Publikation vorzubereiten, teilen sie mit.

Während die Sicherheit und Wirksamkeit des ersten registrierten Covid-19-Impfstoffs noch erforscht wird, kündigte Russlands Präsident Wladimir Putin gestern an, in Kürze einen zweiten folgen zu lassen. Um was für eine Vakzine sich hierbei handelt, ist noch unklar.

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