»Wir müssen geschlossen handeln« |
Der Präsident der Bundesapothekerkammer, Andreas Kiefer, forderte in seiner Rede die Kollegen auf, eine gemeinsame politische Linie zu finden. / Foto: ABDA
Andreas Kiefer hat nachgezählt: Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) ist inzwischen 438 Tage im Amt – und »keiner produziert so viele Schlagzeilen wie er«, sagte der Präsident der Bundesapothekerkammer (BAK) am Sonntag vor Kollegen. Spahn sei definitiv kein leiser Gesundheitsminister. Mit Blick auf die aktuelle politische Lage rief Kiefer die Pharmazeuten zur Einigkeit auf. »Wir müssen geschlossen handeln, um etwas zu erreichen.«
Vor dem Hintergrund der ebenfalls am Sonntag stattfindenden Europawahl betonte der ehemalige Landeshauptmann von Südtirol, Luis Durnwalder, den hohen Stellenwert des Zusammenhalts über Landesgrenzen hinweg. Durnwalder war von 1989 bis 2014 Chef der Landesregierung in Südtirol gewesen und gilt als eine prägende Persönlichkeit für die Region. Er erläuterte am Beispiel Meran die zahlreichen Vorteile, die eine abnehmende Bedeutung der Grenzen in der EU mit sich brächte. Das Verzahnen der Mitgliedstaaten in diesen Gebieten trage wesentlich zum Frieden in Europa bei, sagte er. Diese Friedensinitiativen müssten weiter vorangetrieben werden. Eine gemeinsame Außen-, Verteidigungs- und Steuerpolitik könne die Union stärken. Gleichzeitig sollte sich die EU auf ihre wesentlichen Aufgaben beschränken, mahnte Durnwalder. »Was für alle nötig ist, muss zentral geregelt werden«, konstatierte der Ex-Politiker. »Alle anderen Kleinigkeiten sollten den jeweiligen Regierungen überlassen bleiben.«
Der Präsident der Apothekerkammer der Provinz Bozen, Maximin Liebl, berichtete über die Entwicklungen im Apothekensektor, seit Italien vor rund eineinhalb Jahren das Mehr- und Fremdbesitzverbot gekippt hatte. »Wir sind eigentlich ganz zufrieden mit der Situation«, sagte er. Inzwischen seien in Italien rund 6 Prozent der Apotheken an Ketten angegliedert. Marktkenner seien von einem sehr viel schnelleren und aggressiveren Vorgehen der »üblichen Bekannten« ausgegangen.
Um die Inhaber dazu zu bewegen, sich von ihren Offizinen zu trennen, fahren die Firmen offenbar eine klare Strategie. »Angesichts der Preise, die die Unternehmen zahlen, kann man es den Kollegen nicht verübeln, dass sie verkaufen«, räumte Liebl ein. Demnach legen die Konzerne rund das Doppelte des durchschnittlichen Jahresumsatzes der jeweiligen Apotheke auf den Tisch.
Die Apothekenketten breiten sich Liebl zufolge vor allem in den Ballungsgebieten aus. »In der Peripherie wie hier in Meran passiert so gut wie nichts.« Um die Inhaber-geführten Apotheken zu schützen und für die Zukunft zu rüsten, habe sich ein Konzept bewährt, bei dem die Offizinen Einkauf, Angebote, Dienstleistungen und vieles mehr gemeinsam regeln. Der Organisation mit eigenem Logo sind laut Liebl bereits etwa 1500 Betriebe beigetreten. Der Kammerpräsident betonte, wie sehr die Mitglieder von der Kooperation profitierten. »Der eigenständige Apotheker muss sich für die Zusammenarbeit mit den Kollegen öffnen«, sagte er. »Nur so können wir in Zukunft wettbewerbsfähig bleiben.«