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Genomanalysen

Wie verändert sich das neue Coronavirus?

Mutation im Spike-Protein

Das Spike-Protein schauten sich auch Forscher um Dr. Bette Korber vom Los Alamos National Laboratory in US-Bundesstaat New Mexico genauer an. Sie identifizierten insgesamt 14 Mutationen in der Sequenz, die für das virale Oberflächenprotein kodiert. Eine davon könnte die Übertragbarkeit des Erregers beeinflussen, berichten sie in einer Preprint-Studie auf der Plattform »BioRxiv«. Die Mutation Spike D614G sei bedenklich: Sie breite sich seit Anfang Februar in Europa aus und sei dort in Gebieten, in die sie neu eingetragen wurde, schnell die dominante Form geworden.

Die Forscher gehen davon aus, dass die Mutation die »Fitness« des Erregers erhöht. Dafür könnten zwei Dinge verantwortlich sein: Entweder könnte die Mutation dazu führen, dass sich die neu gebildeten Viruspartikel nach der Replikation leichter aus der Wirtszelle befreien können. Oder sie beeinflusst die Bindung des Spike-Proteins an den ACE2-Rezeptor auf Wirtszellen und erleichtert damit den Eintritt in die Zellen. Das müsste aber ein indirekter Effekt sein, da die Mutation sich nicht in der Nähe der Rezeptor-Bindedomäne befindet.

Dies sind bislang allerdings noch unbelegte Hypothesen. Darauf macht auch Dr. Peter Hotez vom Texas Children’s Hospital Center for Vaccine Development in der Zeitung »Los Angeles Times« aufmerksam. Die Studie sei »bemerkenswert«, die Folgerungen aus den Ergebnissen müssten aber wissenschaftlich überprüft werden. »Da sind eine Menge Spekulationen drin«, so Hotez. »Sie haben keine experimentelle Verifikation.«

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