Pharmazeutische Zeitung online
Positionspapier

Wie soll das Pharmaziestudium der Zukunft aussehen?

Weniger Chemie und Botanik, mehr Klinik

Die Lehre soll vor allem auch fächerübergreifender und interprofessioneller werden. Pharmakologie und Klinische Pharmazie sollen deutlich stärker ausgebaut und verzahnt werden, auch durch gemeinsame Lehrveranstaltungen mit den Medizinern. Die Studierenden werden zu Medikationsanalysen befähigt und sollen die Patienten- und Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS) erhöhen. Dazu gehört auch fallbezogenes Lernen. Die Pharmazeutische Betreuung bekommt im Hauptstudium ein Praktikum mit acht Semesterwochenstunden und auch in der Pharmakologie wird es Praktika geben.

Dafür wird die Stundenzahl in der pharmazeutisch-medizinischen Chemie und Analytik reduziert. Ihr Anteil soll von derzeit 44,5 Prozent auf 34,4 Prozent sinken. So sollen jeweils qualitative und quantitative Analytik sowie Arzneibuch- und Arzneimittel-Analytik zusammengelegt werden. Dagegen wird die Biochemie ausgebaut und die computergestützten Verfahren in der Wirkstoffforschung bekommen ein eigenes Modul. Insgesamt soll die naturwissenschaftliche Basis weiter gestärkt werden.

Die Pharmazeutische Technologie und Biopharmazie sollen zum einen mehr auf die individualisierte Arzneimittelherstellung, also die Rezeptur eingehen. Zum anderen soll aber auch im Blick auf Tätigkeiten in der Industrie die Qualitätssicherung mehr im Fokus stehen. Das Fach soll noch stärker mit der Physik und Mathematik verzahnt werden.

In der Pharmazeutischen Biologie sollen Pflanzenbestimmungen und Arzneipflanzen-Exkursionen gestrichen werden. Der Fokus soll nur noch auf den wichtigsten Arzneipflanzen liegen. Dagegen werden neue  Schwerpunkte bei den Biologicals, Immuntherapeutika und anderen Arzneimitteln für neuartige Therapien gesetzt – plus mehr Pathobiochemie mit Bezug zur Pharmakologie. Zur Geschichte der Pharmazie und Terminologie kommen noch rechtliche, ethische und gesellschaftliche Aspekte hinzu.

Praktisches Jahr auch in Teilzeit möglich

Das praktische Jahr bleibt, aber auch hier sollen die Lehrinhalte des praxisbegleitenden Unterrichts aktualisiert werden. Neu ist, dass die Ausbildung im praktischen Jahr auch in Teilzeit mit einem Mindestumfang von 50 Prozent der tariflichen Arbeitszeit absolviert werden kann. Dies soll zum Beispiel jungen Eltern gerecht werden. Dementsprechend verlängert sich dann jedoch die praktische Ausbildungszeit.

Ein halbes Jahr in der öffentlichen Apotheke bleibt verpflichtend. Für die anderen sechs Monate soll es mehr anerkannte Auswahlmöglichkeiten geben als bisher. Die Ausbildung soll künftig in allen Einrichtungen möglich sein, in denen pharmazeutische Tätigkeiten nach §2 Absatz 3 Bundesapothekerordnung ausgeübt werden und die Aufsicht vor Ort durch einen Apotheker oder eine Apothekerin erfolgt.

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