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Virusvarianten

Wie gut schützt Vaxzevria im Vergleich zu Comirnaty?

Neutralisierende Antikörper korrelieren mit dem Immunschutz. Diese werden nach Impfung mit dem Astra-Zeneca-Impfstoff Vaxzevria® gegen alle Virusvarianten deutlich weniger gebildet als nach der Impfung mit dem Biontech/Pfizer-Produkt. Gegen die Delta-Variante sind sie nach Vaxzevria kaum nachweisbar. 
Theo Dingermann
08.07.2021  13:10 Uhr

In Großbritannien führt die SARS-CoV-2-Delta-Variante B.1.617.2 derzeit zu einem starken Anstieg der Covid-19-Fälle. Auch hierzulande dominiert Delta inzwischen. Da stellt sich die Frage, wie gut der Astra-Zeneca-Impfstoff Vaxzevria® (AZD1222 ), der in Großbritannien nahezu ausschließlich verimpft wurde, vor der Delta-Variante ebenso wie vor anderen besorgniserregenden Varianten (VOC) schützt.

Dieser Frage sind Wissenschaftler des Biomedical Research Centre des University College London Hospitals (UCLH) sowie des Francis-Crick-Instituts in London nachgegangen. Die Ergebnisse ihrer Arbeit sind nun im Fachjournal »The Lancet« erschienen. Die Wissenschaftler ermittelten hierzu die Effizienz des Astra-Zeneca-Impfstoffs gegenüber der Delta-Variante B.1.617.2. Zudem verglichen sie das Schutzpotenzial des Impfstoffs mit dem analogen Schutzpotenzial des Biontech/Pfizer-Impfstoffs Comirnaty® (BNT162b2). Als Maß für die Schutzwirkung verwendeten sie die durch die Impfungen induzierten Titer an neutralisierenden Antikörpern (NAbs). Diese wurden erst vor Kurzem als Korrelat für einen Immunschutz identifiziert

Die Titer wurden unter Verwendung eines Hochdurchsatz-SARS-CoV-2-Neutralisationstests bei 106 Teilnehmern mit einem medianen Alter von 34 Jahren bestimmt. Von 50 Probanden ermittelten die Wissenschaftler die NAb-Titer 41 Tage nach der ersten Dosis Vaxzevria. Von 63 Probanden wurden die NAb-Titer 31 Tage nach der zweiten Dosis bestimmt.

Reduzierter Schutz gegen Virusvarianten

Die Seren wurden gegen verschiedene Virusstämme getestet. Zum einen wurde das Wildtyp-Virus eingesetzt, von dem letztlich auch das Spike-Protein stammt, dessen Information in den viralen Vektor einkloniert wurde. Zusätzlich wurden aber auch NAb-Titer gegen einen Stamm mit einer Asp614Gly-Mutation (D614G) sowie gegen die VOC B.1.1.7 (Alpha), B.1.351 (Beta) und B.1.617.2 (Delta) ermittelt. 

Wurde gegen den Wildtyp-Stamm getestet, lagen die NAb-Titer, die von Vaxzevria induziert wurden, um das 2,1-fache niedriger als die NAb, die von Comirnaty induziert wurden. Sie waren also nur etwa halb so hoch. Darüber hinaus waren die medianen NAb-Titer nach Induktion durch Vaxzevria auch gegen alle SARS-CoV-2-Varianten verglichen mit der Antikörperinduktion von Comirnaty reduziert. Die jeweiligen NAb-Titer waren 2,4-fach gegen D614G, 2,4-fach gegen Alpha, 2,5-fach gegen Beta und 2,5-fach gegen Delta erniedrigt. Hinzu kam, dass NAb-Titer gegen Beta und Delta nach zwei Dosen Vaxzevria bei der Mehrzahl der Probanden so gering waren, dass sie nicht mehr zuverlässig quantifiziert werden konnten. Für die Immunisierung mit dem Biontech/Pfizer-Impfstoff galt dies nicht.

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