Wie gesund ist Lachen wirklich? |
Christina Hohmann-Jeddi |
20.12.2019 08:00 Uhr |
Gelächter wirkt sich nicht nur positiv auf den Lachenden aus, es steckt auch andere an. / Foto: Getty Images/fizkes
Humor wird schon seit Langem zu therapeutischen Zwecken genutzt. So empfahlen griechische Ärzte in der Antike als Begleittherapie einen Besuch einer Komödie und Martin Luther riet depressiven Patienten, sich mit Menschen zu umgeben, die sie zum Lachen bringen. Doch was ist Lachen eigentlich und was löst es aus?
Lachen ist eines der wichtigsten angeborenen emotionalen Ausdrucksformen. Es ist zum einen eine Reaktion auf komische oder überraschende Situationen, zum anderen auch eine uralte Kommunikationsform mit dem Umfeld. Auch mit dem Menschen eng verwandte Primatenarten wie Schimpansen oder Bonobos lachen. Das zeigt, dass dieses Verhalten vor etwa 5 bis 6 Millionen Jahren entstand und damit deutlich älter ist als die Sprache. In Gruppen stärkt Gelächter den Zusammenhalt, Fremden gegenüber hat es eine konfliktbegrenzende Wirkung und signalisiert beispielsweise: Hier droht keine Gefahr.
Lachen ist ein extrem koordinierter Prozess, bei dem im Gesicht 17 Muskeln, im gesamten Körper vor allem am Zwerchfell und im Bauch etwa 80 Muskeln aktiviert werden. Das Ausatmen ist bei lautem Lachen staccatoartig unterbrochen und das Einatmen erfolgt rasch und in tiefen Zügen. Begleitet wird dies von der charakteristischen Mimik mit hochgezogenen Mundwinkeln und zusammengekniffenen Augen. Sehr anstrengend kann anhaltendes Lachen sein, wie viele nach einem lustigen Abend erleben mussten, die am nächsten Morgen mit Muskelkater im Bauch aufgewacht sind. Welche physiologischen Auswirkungen das Lachen hat, ist Teil der Lachforschung, der sogenannten Gelotologie.
Ein Effekt ist, dass durch die verstärkte Atmung etwa dreimal so viel Sauerstoff aufgenommen wird wie normal. Der Puls erhöht sich und der Blutdruck geht hoch. Nach der Lachattacke sinkt der Blutdruck wieder und das Lachen soll sich, kleinen klinischen Untersuchungen zufolge, insgesamt positiv auf das Herz-Kreislauf-System auswirken (»Medical Hypotheses« 2009, DOI: 10.1016/j.mehy.2009.02.044). Die Evidenz ist aber bislang gering.
Auch das Immunsystem soll durch Lachen beeinflusst werden. So nimmt die Aktivität der natürlichen Killerzellen zu, und der IgA-Spiegel im Speichel steigt. Außerdem konnte bereits 1989 gezeigt werden, dass beim Schauen eines lustigen Films (inklusive Lachen) die Spiegel der Stresshormone Cortison und Adrenalin abnehmen und der des Wachstumshormons steigt (»American Journal of the Medical Sciences«, DOI: 10.1097/00000441-198912000-00006).
Finnische und britische Forscher berichteten 2017 im »Journal of Neuroscience«, dass durch Lachen Glückshormone (Endorphine) im Gehirn freigesetzt werden (DOI: 10.1523/JNEUROSCI.0688-16.2017). Außerdem soll Lachen Angst mindern. Die positiven Effekte betreffen aber nicht nur den, der lacht. Wer öfter lacht, verbreitet Freude auch bei anderen. Denn Lachen ist ansteckend. Gerade Erwachsene sollten daher an ihrer Lachquote arbeiten, denn während Kinder pro Tag rund 200 bis 400 Mal aus vollem Herzen lachen, bringen es Erwachsene nur auf durchschnittlich 15 Mal täglich. Offensichtlich verlieren wir mit zunehmendem Alter unsere Lachfähigkeit oder uns gehen die Gründe aus.