Wie gelingt eine gute Ernährung? |
Hören, Sehen, Fühlen, Riechen, Schmecken können Erinnerungen wecken und sind gerade für einen Menschen mit Demenz besonders bedeutend. Die nachlassende Sehkraft im Alter sollte bei der Mahlzeitenplanung und Tischgestaltung berücksichtigt werden: Lebensmittel und Speisen mit kräftigen Farben sind leichter zu erkennen. Essen kann mit roten Säften aus Trauben, Kirschen oder Holunder gefärbt werden. Bunte Teller und Becher sowie Sets in kontrastierenden Farben wecken das Interesse des Patienten.
Keine Lust zum Essen? Ein Brei lässt sich zwar leicht schlucken, sieht aber wenig anregend aus. Eingerührtes Ei, Marmelade oder Nussmus kann Geschmack und Optik deutlich verbessern. / Foto: Adobe Stock/Anneke
Muss das Essen püriert werden, ist es besonders wichtig, dass klare Konturen zu erkennen sind und sich die Pürees farblich vom Teller und die Teller von der Tischdecke abheben.
Gerüche sind emotional sehr unterschiedlich besetzt. Derselbe Geruch kann bei einem Menschen positive, beim anderen negative Erinnerungen wecken. Dies hängt von den individuellen Erlebnissen ab, die damit in Verbindung gebracht werden. Auch taktile Erfahrungen können helfen. In diesem Fall ist das Anfassen des Essens hilfreich zum »Begreifen« der Speise und fördert die Motivation zum Essen. Rituale stiften Orientierung und Sicherheit, ganz besonders, wenn sie an Erinnerungen anknüpfen.
Ein trockener Mund beeinträchtigt den Geschmack. Etwa die Hälfte der Über-65-Jährigen leidet an Mundtrockenheit (Xerostomie) infolge einer zu geringen Speichelproduktion. Das ist mehr als nur unangenehm und kann zu Schluckstörungen, Zahndefekten und ständigem Hustenreiz führen.
Die Ursachen sind vielfältig. Neben Flüssigkeitsmangel, Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes und den Folgen einer Bestrahlung mindern auch zahlreiche Medikamente den Speichelfluss: Betablocker, ACE-Hemmer, Diuretika, Anticholinergika, Antihistaminika, Antidepressiva, Antipsychotika, Opioide sowie lokal und systemisch angewandte Corticosteroide.
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Zahlreiche Medikamente können die Resorption von Nährstoffen im Darm beeinflussen oder deren Verwertung im Körper auf unterschiedliche Weise verändern.
So kann eine längerfristige Gabe von Protonenpumpenhemmern dazu führen, dass aufgrund der pH-Verschiebung im Magen weniger Vitamin B12 aufgenommen wird. Arzneien, die Komplexe bilden, wie Schilddrüsenhormone, Gyrasehemmer, Tetracycline oder Bisphosphonate behindern die Aufnahme von Mineralstoffen wie Calcium und Magnesium, wenn nicht ein mindestens zweistündiger Abstand beachtet wird. Schleifendiuretika können die Konzentration der Elektrolyte im Blut vermindern. Besonders der Kaliumspiegel muss überwacht werden, da ein Kaliummangel Herzrhythmusstörungen auslösen kann.
Auch bei Acetylcholinesterase-Hemmern besteht ein, wenn auch nur leicht erhöhtes Risiko, Störungen im Elektrolythaushalt hervorzurufen. Vor allem zu Beginn einer Therapie treten oft gastrointestinale Beschwerden auf. Halten Übelkeit, Völlegefühl und Durchfall länger an, kann es neben einer Hypokaliämie und Hypomagnesiämie auch zu einem Mangel an anderen Mikronährstoffen oder bei der Eiweißversorgung kommen. Proteinreiche Nahrung kann die Resorption des Parkinsonmedikaments Levodopa kompetitiv hemmen.
Bunte süße Getränke animieren eher zum Trinken als Wasser oder blasser Tee. / Foto: Adobe Stock/berna_rikur
Anticholinerg wirksame Arzneistoffe bremsen die Weiterleitung von Acetylcholin über parasympathische Nervenfasern, während Adrenozeptor-Agonisten dessen Sekretion hemmen. Eine ausgeprägte Mundtrockenheit ist die unerwünschte Nebenwirkung dieser beiden Substanzgruppen. Auch Arzneistoffe, die nicht am vegetativen Nervensystem angreifen, können Mundtrockenheit hervorrufen, beispielsweise über histaminerge Effekte. Diuretika führen zu einer Elektrolytverschiebung im Organismus, sodass der Wasserhaushalt im Körper sinkt und weniger Speichel gebildet wird.
Zunächst können einfache Maßnahmen helfen wie Kaugummi kauen, saure Bonbons lutschen oder Zitronen-, Orangen- oder Ananasscheiben aussaugen. Reichert man einzelne Speisen mit Fett an, fällt das Schlucken leichter.
Speichelersatzmittel befeuchten die Mundschleimhaut und überziehen sie mit einem schützenden Film. Meistens enthält künstlicher Speichel einen Gel- beziehungsweise Schleimbildner wie Carmellose (Carboxymethylcellulose), verschiedene Elektrolyte und einen Zuckeraustauschstoff.