Wie die Menopause das Liebesleben beeinflusst |
Großen Einfluss auf die Sexualität hat das Thema Verhütung, das viele Frauen in den Wechseljahren noch einmal neu beschäftigt. Zwar sinkt die Fertilität ab 40 Jahren deutlich (Kasten), doch können die Eierstöcke noch bis zur Menopause, der endgültig letzten Periodenblutung, befruchtungsfähige Eizellen produzieren. Bis dahin ist eine effektive Kontrazeption notwendig – zumal eine späte Schwangerschaft ein hohes Komplikationsrisiko für Mutter und Kind birgt.
Prinzipiell ist keine Verhütungsmethode allein aufgrund des Alters kontraindiziert. Allerdings verschiebt sich das Nutzen-Risiko-Verhältnis insbesondere für kombinierte hormonelle Kontrazeptiva: die klassische Kombinationspille, Vaginalring und Verhütungspflaster. Diese erhöhen das Risiko für Thrombosen, Herzinfarkte und Schlaganfälle, das in der Lebensmitte ohnehin steigt. Raucherinnen sowie Frauen mit Hypertonie, Adipositas, einer Fettstoffwechselerkrankung, Migräne mit Aura oder einer genetischen Blutgerinnungsstörung sollten deshalb spätestens nach dem 40. Lebensjahr auf eine andere Methode umsteigen.
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Wenn sich die Wechseljahre ankündigen, meldet sich bei manchen Frauen der Wunsch, noch ein Baby zu bekommen. Die Chancen, jenseits der 40 noch schwanger zu werden, liegen statistisch jedoch nur bei etwa 2 Prozent pro Menstruationszyklus. Zudem ist ein Großteil der Embryonen genetisch nicht mehr intakt. Das erhöht die Fehlgeburtenrate.
Auch die Erfolgsaussichten einer künstlichen Befruchtung (IVF oder ICSI) sinken mit zunehmendem Alter. Laut Daten des deutschen IVF-Registers betrug die Schwangerschaftsrate 2022 bei 45-jährigen Frauen weniger als 3 Prozent pro Embryonentransfer, die Geburtenrate sogar nur 0,2 Prozent.
Sich von ihrem Kinderwunsch endgültig verabschieden zu müssen, bedeutet für die Betroffenen oft massiven Stress und tiefe Trauer. Jede zweite Frau entwickelt in der Folge depressive Symptome. Nicht selten leiden auch die Sexualität und die Paarbeziehung darunter. Eine psychologische Beratung oder Therapie kann helfen, die belastenden Emotionen zu verarbeiten und neue Lebensperspektiven zu entwickeln. Auch der Austausch in einer Selbsthilfegruppe bietet Unterstützung. Ein symbolisches Abschiedsritual kann dazu beitragen, den Verlust zu bewältigen. Wichtig ist vor allem der offene Austausch mit dem Partner (oder der Partnerin) über Gefühle und Zukunftspläne.
Liegen keine kardiovaskulären Risikofaktoren vor, kann die Pille in den Wechseljahren einen angenehmen Zusatzeffekt zeigen. Sie reduziert Hitzewallungen und andere perimenopausale Symptome sowie starke schmerzhafte Blutungen. Sinnvoll sind ab 40 Jahren Präparate mit einem niedrigen Estrogen-Gehalt (≤30 µg Ethinylestradiol) und einer Gestagen-Komponente mit geringem thrombogenen Potenzial, zum Beispiel Levonorgestrel oder Norethisteron. Spätestens mit 50 empfehlen Experten, zu einer kardiovaskulär sichereren Verhütungsmethode zu wechseln.
Zum Thema Verhütung und Hormonersatztherapie sollten sich Frauen gynäkologisch gut beraten lassen. / © Shutterstock/Ground Picture
Auch DMPA-Injektionen (Depot-Medroxyprogesteronacetat), die sogenannten Dreimonatsspritzen, erhöhen das Thromboserisiko. Darüber hinaus bewirken sie initial einen Rückgang der Knochendichte. Dieser scheint sich durch die Menopause zwar nicht zu verstärken. Dennoch gelten ab 40 Jahren die gleichen Einschränkungen wie für kombinierte hormonelle Kontrazeptiva.
Abzuraten ist von natürlichen Verhütungsmethoden: Die Vorhersage der fruchtbaren Tage mit Temperaturmessung und Beobachtung des Gebärmutterhalsschleims ist nur möglich, solange der Eisprung noch regelmäßig erfolgt. In der Perimenopause bietet diese Methode keinen ausreichenden Schutz vor einer unerwünschten Schwangerschaft. Hormonbasierte Ovulationstests bringen aufgrund der großen hormonellen Schwankungen ebenfalls keine zuverlässigen Ergebnisse mehr.