Wie die Menopause das Liebesleben beeinflusst |
Eine weitere Folge der absinkenden Estrogen-Produktion: Die Scheidenschleimhaut wird zunehmend dünner, trockener und weniger elastisch (vulvovaginale Atrophie). Das kann sich durch Brennen, Reizungen und Schmerzen während des Geschlechtsverkehrs (Dyspareunie) äußern. Die Lubrikationsfähigkeit geht zurück, die Verletzungsanfälligkeit steigt. Klar, dass die Angst vor Schmerzen die Liebeslust dämpft.
Zudem verändert sich auch der Stoffwechsel der Schleimhautzellen. Sie produzieren weniger Glykogen, was das Wachstum der von dieser Kohlenhydratquelle abhängigen Laktobazillen bremst. Infolgedessen steigt der pH-Wert in der Vagina. Das wiederum leistet der Vermehrung nicht scheidentypischer, potenziell pathogener Keime Vorschub – die Anfälligkeit für bakterielle Vaginosen und Harnwegsinfekte wächst.
Weil sich die Schleimhaut nicht nur in der Vagina, sondern auch in der Harnröhre zurückbildet, zählen auch häufiger Harndrang und Dranginkontinenz zu den möglichen Folgen. Statt »nur« von einer vulvovaginalen Atrophie sprechen Gynäkologen deshalb meist von einem urogenitalen Menopausensyndrom (Genitourinary Syndrome of Menopause, GSM). Dieser Begriff umfasst die Hormonmangel-bedingten Veränderungen im gesamten Urogenitalbereich.
Anders als vasomotorische Symptome wie Hitzewallungen, die nach der Menopause wieder zurückgehen, verschlimmern sich GSM-Beschwerden ohne Therapie mit den Jahren und beeinträchtigen die Lebensqualität der Betroffenen – nicht nur auf der sexuellen Ebene – erheblich.
Ein besseres Gefühl für die eigenen Bedürfnisse und von innerer Stärke, diese auch einzufordern, kann die Freude an Intimität erheblich steigern – bei gleich- und bei gegengeschlechtlichen Paaren. / © Shutterstock/LightField Studios
Unabhängig von den Wechseljahren wirken sich auch einige chronische Krankheiten negativ auf das sexuelle Verlangen aus. So reduziert die verminderte Produktion von Schilddrüsenhormonen bei einer Hypothyreose die Libido. Ein schlecht kontrollierter Diabetes mellitus kann zu Nerven- und Gefäßschäden führen. Vermutlich ebenfalls über eine gestörte Gefäßfunktion wirken Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Hypertonie oder Herzinsuffizienz lustmindernd. Eine Niereninsuffizienz oder ein fortgeschrittener Leberschaden können die Bildung von Sexualhormonen stören. Auch Depressionen gehen meist mit einem Libidoverlust einher.
In anderen Fällen geht das geringe sexuelle Interesse auf eine Nebenwirkung von Arzneimitteln zurück. Das kann zum Beispiel bei selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmern (SSRI), trizyklischen Antidepressiva, Antipsychotika oder Antiepileptika der Fall sein. Antihypertonika, vor allem Diuretika und Betablocker, beeinflussen die Durchblutung der Sexualorgane und damit die sexuelle Erregung. Selbst orale Kontrazeptiva stehen im Verdacht, den Sexualtrieb zu dämpfen; die Studienlage hierzu ist allerdings nicht eindeutig.