Wie der Körper Infekte abwehrt |
Welcher Wirt wird infiziert? Üblicherweise ist dies einfach Zufall. Verzehrt der Mensch beispielsweise rohe Waldbeeren, die Eier des Fuchsbandwurms tragen, können die Larven im Darm schlüpfen und Leber, Lunge oder andere Organe besiedeln. Allerdings ist der Mensch ein Endwirt; die Bandwürmer können nicht weitergegeben werden. Auch der Stich einer Mücke, die mit Plasmodien oder Viren besiedelt ist, ist nicht sehr gezielt gegen einen bestimmten Wirt gerichtet. Allerdings kennt jeder den Effekt, dass in einer Gruppe manche Menschen bevorzugt attackiert werden, was offensichtlich beispielsweise durch eine erhöhte Cholesterol-Konzentration im Blut oder durch über die Haut ausgeschiedene Säuren wie Harnsäure oder Milchsäure hervorgerufen wird.
Bei Autoimmunerkrankungen wie der rheumatoiden Arthritis ist das Immunsystem zu aktiv und richtet sich gegen körpereigene Strukturen. / Foto: Getty Images/StanRohrer
Ebenso zufällig nehmen wir tagtäglich irgendwelche Bakterien oder Viren auf, die im Kaufhaus, in der U-Bahn oder am Arbeitsplatz über Aerosole oder Oberflächen verbreitet werden und die auf der Haut oder Schleimhaut landen. Meist ist das bereits eine annähernd unüberwindliche Barriere. Trotzdem kommt es immer wieder zum Eindringen der Fremdlinge in den Körper des Wirts. Besonders Viren »suchen« sich anschließend über bestimmte Oberflächenmoleküle spezifisch ganz bestimmte Wirtszellen aus, in denen sie sich vermehren lassen können. Bakterien und eukaryontische Pathogene sind meist weniger wählerisch und versuchen, sich in einem geeigneten Milieu anzusiedeln und der Immunabwehr zu entkommen.
Im Prinzip ist das Immunsystem mit seiner Gesamtheit an zellulären und humoralen (löslichen) Komponenten darauf trainiert, auf der einen Seite gesunde körpereigene Strukturen zu erkennen und zu tolerieren, auf der anderen Seite aber kranke körpereigene Zellen und Fremdkörper von außen zu detektieren und zu eliminieren. Dass das manchmal nicht hundertprozentig funktioniert, kann man zum einen an Autoimmun- und zum anderen an Tumorerkrankungen beobachten. In sehr vielen Fällen gelingt die gezielte Abwehr jedoch sehr gut – oft genug, ohne dass wir etwas davon bemerken. Was passiert genau, wenn ein Pathogen erstmals unseren Körper infiziert?