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Arzt und Apotheker

Wer macht was beim Medikationsmanagement?

Ein gutes Medikationsmanagement kann nur interprofessionell gelingen. Arzt und Apotheker sollten insofern genau absprechen, wer sich um welche Aspekte kümmert. Wo die beiden Heilberufler ihre Kernkompetenzen sehen, zeigt eine Teilauswertung des ARMIN-Projekts.
Daniela Hüttemann
22.08.2022  18:00 Uhr
Wer macht was beim Medikationsmanagement?

»Ein Medikationsmanagement ist komplex und besteht aus vielen einzelnen Aufgaben: von der Erfassung, welche Medikamente wie und wann eingenommen werden, über Interaktions-, Nebenwirkungs- und Dosischecks sowie der Therapietreue bis zur Aktualisierung und kontinuierlichen Prüfung eines bestehenden Medikationsplans«, erklärt Apotheker Robert Möcker, der zu diesem Thema an der Universität Heidelberg promoviert. Im Rahmen seiner Doktorarbeit hat er Umfrage-Daten analysiert, wie Arzt und Apotheker sich diese einzelnen Aufgaben aufteilen und wo sie ihre Kernkompetenzen sehen.

»Zu dieser Fragestellung gibt es auch international bislang wenige Untersuchungen«, erläutert Studienleiterin und Doktormutter Professor Dr. Hanna Seidling, im Gespräch mit der Pharmazeutischen Zeitung. Daher wurde im Rahmen der wissenschaftlichen Evaluation der Arzneimittelinitiative Sachsen-Thüringen (ARMIN) auch gefragt, wie die Aufgabeneinteilung jeweils aus Sicht von Arzt und Apotheker umgesetzt wurde.

»Es existierten zwar von Anfang an Handlungsempfehlungen, wer was zu tun hat, doch es gab nur für wenige der 15 definierten Bereiche eindeutige Zuordnungen«, erläutert Erstautor Möcker. Zum Beispiel sollte die Erfassung klinischer Parameter und die Feststellung einer Über- oder Unterversorgung mit Medikamenten unter Beachtung der aktuellen Diagnosen und Risikofaktoren von den Ärzten, die Erfassung der Gesamtmedikation mittels Brown-Bag-Review eher von den Apothekern durchgeführt werden.

»Wir wollten nun wissen, wie das gemeinsame Medikationsmanagement in der Praxis gelebt wurde«, so Seidling. Dazu sollten die teilnehmenden Heilberufler für 15 Aufgaben ankreuzen, ob sie eine einzelne Aufgabe ganz übernehmen, sie hauptsächlich mit Unterstützung des anderen Heilberuflers übernehmen, sich beide die Aufgabe gleichermaßen teilen oder der andere Heilberufler sie komplett oder mit Unterstützung übernimmt.

114 Hausärzte und 166 Apotheker des ARMIN-Projekts, das von 2016 bis 2021 lief, schickten ihre Antworten zwischen November 2020 und April 2021. Darunter waren 51 Arzt-Apotheker-Paare, die auch tatsächlich gemeinsam Patienten im Rahmen von ARMIN betreut hatten.

Aus den Antworten dieser Paare ermittelten die Forschenden um Möcker und Seidling sowie die ARMIN-Studiengruppe, wie gut sich diese abgestimmt hatten. Dafür wurden die Antworten eines Paares gematcht und die entsprechenden Werte aufsummiert, so dass es Werte von > 100 Prozent, < 100 Prozent und genau 100 Prozent geben konnte, wobei 100 Prozent mit einer optimalen Abstimmung gleichgesetzt wurde. Die Ergebnisse haben die Forschenden vor Kurzem auch im Fachjournal »BMC Health Services Research« veröffentlicht.

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