Wenn Wunden nicht heilen wollen |
Eine aktuelle AWMF-Behandlungsleitlinie für das Ulcus cruris gibt es nicht. Es ist aber eine Leitlinie zu »Diagnostik und Therapie des Ulcus cruris venosum« angemeldet, die Ende des Jahres fertiggestellt werden soll. Sie soll eine Überarbeitung der bereits langjährig abgelaufenen Leitlinie darstellen.
Wichtig ist, dass Patienten ein Geschwür nicht ignorieren, da das die Therapie nur hinauszögert und erschwert. Auch können Folgeerkrankungen wie ein Erysipel auf dem Boden der chronischen Wunde entstehen. Bei einem Erysipel handelt es sich um eine Infektion der Haut, die sich entlang der Lymphspalten ausbreitet. Dabei dringen Pathogene, meistens β‑hämolysierende Streptokokken der Gruppe A, durch Läsionen in der Hautbarriere in das Gewebe ein. Eintrittspforten können harmlose Bagatellverletzungen oder eben auch chronische Wunden sein (13).
Unabhängig davon, ob die Wunde harmlos erscheint oder nicht, sollte jede schlecht heilende Wunde ernst genommen werden. Neben gefährlichen Infektionen droht unbehandelt oftmals eine Amputation der betroffenen Gliedmaße.
Die Therapie des Ulcus cruris besteht einerseits aus einer konsequenten Behandlung der Grunderkrankung und andererseits einer gewissenhaften Wundbehandlung. Bei pAVK-bedingten Geschwüren sind die wesentlichen kardiovaskulären Risikofaktoren für Atherosklerose zu therapieren. Dazu gehören systemische Erkrankungen wie die arterielle Hypertonie, Hypercholesterolämie oder Diabetes mellitus. Patienten, die sich kaum bewegen, sollten ihren Alltag aktiver gestalten. Eine Gewichtsreduktion ist bei Übergewicht angezeigt, Raucher kann das Apothekenteam zum Nikotinstopp beraten. Als wichtigste nicht medikamentöse Therapie gilt das strukturierte Gehtraining, das auch die Lebensqualität der Patienten verbessert (14).
Wenn keine Kontraindikationen vorliegen, kann der Arzt Thrombozytenfunktionshemmer verordnen. ASS (100 mg pro Tag) und Clopidogrel (75 mg pro Tag) reduzieren das kardiovaskuläre Risiko bei Patienten mit symptomatischer pAVK. Wenn die Durchblutung in den Extremitäten im fortgeschrittenen Stadium nicht mehr ausreicht, kann in bestimmten Fällen die intravenöse Gabe von Prostanoiden wie dem Prostacyclin-Analogon Iloprost versucht werden.
Bei venöser Insuffizienz gilt die Kompression als Basistherapie, doch sie ist bei den meisten Patienten nicht beliebt. / Foto: Adobe Stock/Julia
Kompressionsstrümpfe können die Durchblutung verschlechtern. Sie sind bei arteriellen Durchblutungsstörungen meistens, aber nicht immer kontraindiziert. Bei Patienten mit Ulcus cruris mixtum kann die Kompressionstherapie durchaus sinnvoll sein. Ausschlaggebend ist der Knöchel-Arm-Druck-Index (Ankle Brachial Pressure Index, ABPI). Liegt er über 0,5, kann eine leichte Kompression erwogen werden. Eine weitere Option sind chirurgische Maßnahmen (9, 10).
Bei der CVI gilt die Kompression als Basistherapie und auch beim Ulcus cruris venosum tut Bewegung gut. Das Apothekenteam kann zu einem venengesunden Lebensstil animieren und beraten. Wenn konservative Methoden nicht ausreichen, sind chirurgische Maßnahmen oder minimal invasive Verfahren wie die Sklerosierungstherapie angezeigt (10, 15).